1723 Der Spießer
Drei Uhr siebenunddreißig. Gerade erst bin ich mit meiner
Arbeit fertig geworden und rechtschaffen müde
(nicht einmal der Verdacht jetzt spät in der Nacht, dass meine
Schreiberei und was ich damit verbinde eine ungeheuerliche Selbsttäuschung und
ein blinder Selbstbetrug sind, kann mich davon abhalten, mich rechtschaffen müde
zu fühlen, weil es dem Spießer beim Arbeiten nur um die Anstrengung und deren
Anerkennung geht – egal ob das Ergebnis sinnvoll ist oder nicht).
Heute schaue ich auf die sechs neu ins Regal an die Bücher
gelehnten Kunstpostkarten hin, von meinem Bett aus, und erfreu mich daran, auch
wenn ich sie im Schatten drüben kaum erkennen kann (der Spießer ist stolz, wenn
er Kunst besitzt; sehen muß er sie gar nicht richtig. Besitzen muß er sie und
sie präsentieren und mit ihr angeben können – und wenn es nur ein paar
Kunstkarten sind).
Die Idee wäre, mich jetzt weiter richtig aufzuspielen, aber
nun bin ich einfach zu müde. Rechtschaffen wohlgemerkt!
(24.1.2020)
©Peter Alois Rumpf, Jänner 2020
peteraloisrumpf@gmail.com
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