1381 Photoshoppen
Mein - ich weiß nicht ob alzheimer- oder demenz- oder
was-auch-immer-vernebeltes Gehirn sucht seit Stunden den Namen eines
österreichischen Schriftstellers und er will mir nicht und nicht einfallen. Ich
weiß genau, wen ich meine; ich kann mir sein Gesicht vergegenwärtigen und seine
Gestalt; einmal vor ein paar Jahren hat er mich bei einer zufälligen Begegnung
auf der Straße angesprochen, daß ich mir mit meinem MP3-Ohrenstöpseln mein
Gehör verderbe. Ich weiß nicht, ob er mich damals erkannt hat und noch gewußt
hat, wer ich bin – jedenfalls ist mir nichts rechtes zu kontern eingefallen und
auch sein Name war mir damals wie jetzt nicht zugänglich – was auch meinen Kampfgeist
geschwächt hat (man geniert sich ja, wenn einem der Name des Gegenüber nicht
einfällt). Aber wie auch immer: Jahre später kann ich noch damit beschäftigt
sein und versuchen, diese Szene in meiner Phantasie zu bearbeiten und sozusagen
photo zu shoppen.
Ich hätte ihm sagen können: Geh, du hessistischer Almöhi,
was hast du mir zu sagen; auf der Alm oben brauch ich auch keinen MP3-Player,
aber, du geschorener Bergkrauderer, rennst herum als anerkannter
Schriftsteller, ich als nichts – also kannst du mir nichts sagen. Ich weiß, wer
du bist: du hast mit dem F.B. eine Berghütte gestaltet und ihr habt damit
Aufsehen erregt; also Tschüss! (Das „Tschüss“ wird ihn als renommierten
Schriftsteller auch provozieren.) Lieber lausche ich meiner Musik als deinen
intellektuellen Almdodelweisheiten – kopflastig, und nicht am Boden der Erde,
finster, nicht erhellt, überheblich und weder demütig noch inspiriert hast du
dich in der modernen Langeweile mit antirustikal-rustikalem Touch als soziales
Nischenprodukt eingerichtet.
Alles okay und schön und gut, aber mich braucht es nicht
interessieren. Ich schöpfe aus größerer Tiefe und bleibe ungeschützt und
verletzlich dabei. Allein schon dein Gang!: „hoch vom Berge, da komme ich her,
ich muß euch sagen, ich bin schon wer!“ (Während ich immer noch mein Auto
suche!)
(„Neidig?“ „Neidig? I? Na!“ „Waßt, wie und von wos der
lebt?“ „Hhhmm-na!“ „Oba du host vo eam scho wos glesn!?“ „Glesn? …
Nnnnnaaa....“ „Kummt da des nit a wengerl so vor wia bei de blaunen Wähler?
Feindbüd finden und dann drauflosprojeziean?“ „Manst? … oba i bin nix, oiso
dearf i ois! … najo … kennt schon was draun sein ...“ „Jo und wia kummst do
jetzan wieda aussa?“ „Nojo, i schreib hoid no wos dazua … so an dialog hoid …
solaung i wos schreibm kan, kum i aus oim aussa!“)
(11./12.6.2019)
©Peter Alois Rumpf
Juni 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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