1372 Das Kinn der Katze
In der rechten Hand den Griffel, die linke unter das Kinn
der Katze gelegt fallen mir die Augen wieder zu. Ich denke – an vieles, aber
jetzt denke ich an „unser“ Feld früher in Höbersdorf. Und wieder fallen mir die
Augen zu und mein Geist driftet weit weg und ich vergesse es mir zu merken,
wohin. Die Katze gibt meine Hand frei, legt aber liebevoll ihre rechte
Hinterpfote auf meinen linken Zeigefinger und Mittelfinger daneben.
Wieder kreisen meine Gedanken und Bilder und Szenenfragmente
herum und kurz schwebt so eine gedankliche Bildmischung aus Sex vorbei,
verliert sich jedoch gleich wieder zwischen verschwommenen Bildern und
Gedanken.
Die Katze geht, weiß aber noch nicht wohin. Erst nach langer
– was weiß ich – Prüfung oder Überlegung (oder Umgebungsbefühlung?) verläßt sie
das Zimmer.
Ich stelle fest: der Griffel ist mir aus der Hand gefallen;
nichtsdestotrotz notiere ich: "den Augùst
nötigen“. Ich möchte, daß es so bleibt, daß ich in Pension gegangen bin.
Die Geräusche erschrecken mich kurz und scheuchen an mir
herum. Ich gehe eine schlecht beleuchtete Stiege hinauf, auf der auf einer
ihrer Stufen ein Zettel mit Worten geklebt ist. Ich weiß nicht mehr, ob ich die
Worte nicht lesen konnte oder schon vergessen habe.
Irgendwo klopft es im Haus und die Schallwellen kommen durch
den Lichtschacht zu mir herauf und holen mich aus dem Schlaf.
Eine sommerliche Fliege (Fliegende Fliegen im Zimmer – ein
untrügliches Zeichen für Sommer).
Das lose Bein einer Stoffpuppe wird herumgetragen.
So … ich wollte wieder ein aufgetauchtes Bild beschreiben,
als ich merke: das Papier ist dunkelbraun, glatt als wäre es beschichtet und
bedruckt … meine Frau fragt mich, ob ich keine Zärtlichkeiten in der Kirche
annehme …
Ein ältere, gut angespeckte Frau, braun gebrannt und nur im
Slip richtet sich in einem Schwung blitzschnell aus der Rückenlage auf ihrer
Liege auf.
Mein Kugelschreiber zerfällt von sich aus in mehrere, überdimensionierte
Teile.
Allmählich werde ich der Notiererei überdrüssig und möchte
richtig weiterschlafen.
(5.6.2019)
©Peter Alois Rumpf Juni 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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