1373 Das Wetter ändert sich
Das Wetter ändert sich. Das kann ich sogar hier in meiner
Kemenate mit dem Lichtschachtfenster spüren. Windstöße kommen von
was-weiß-ich-wo bis zu meinem Bett her und das durch und durch indirekte Licht
– da meinen wir zu wissen, daß es von der Sonne kommt – wechselt von grau nach
gelblich und wieder zurück. Es ist halb sieben Uhr in der Früh und meine Seele
weiß noch nicht, wie sie es heute anlegen will; aber da fällt mir mein letzter
Gedanke von gestern ein und auch die Seele verdüstert sich wieder: mein alter,
in Fleisch geschnittener und so Fleisch gewordener Gedanke, überflüssig, dumm,
falsch, destruktiv, unverschämt, eine fremde Installation und in einer guten
Welt unmöglich, sinnlos, gemein und schmerzlich und auf seine Art auch äußerst
größenwahnsinnig, aber anscheinend unausrottbar: ich habe kein Existenzrecht.
Ich versuche mit diesem anhänglichen Glaubenssatz Frieden zu
schließen, weil ich ihn nicht und nicht besiegen konnte, und es gibt einen Pfad
dorthin: wenn es tatsächlich so ist, dann ist doch jede Sekunde deines Lebens
ein unverdientes Geschenk, das du nur dankbar annehmen brauchst. Außerdem ist
es nicht deine Aufgabe, dich selber wegzuräumen.
(6.6.2019)
©Peter Alois Rumpf
Juni 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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