Dienstag, 13. November 2018

1166 Traurig vor fragwürdigem Mitleid


Vor Mitternacht schon total müde schaue ich wieder einmal meine Bilder an. Die Deckenlampe – genau genommen nur eine nackte Glühbirne – stört mich, weil sie ein Fünftel eines Bildes – ich habe es abgemessen! - verdeckt. Und ich weiß schon eine schlichte Lösung.

Traurig vor fragwürdigem Mitleid, weil sie so ein abhängiges Leben führen muß, streichle ich die Katze. Ich sag's ja, sie kann meine Gedanken lesen, denn sie dreht sich um und wendet mir ihr Hinterteil zu.

Ich blicke wieder vom Bett aus auf die Wand mit den Bildern gegenüber. Etwas Unsichtbares scheint sich herabzusenken, denn ich sehe in kurzen Augenblicken die Bewegung nach unten, während alles an seinem Platz bleibt. Vermutlich sind meine Augen müde und verspannt. Ich lasse sie kreisen.

Wie so oft: Trauer steigt in mir hoch oder kommt auf mich herab oder hüllt mich wie Nebel ein oder breitet sich von innen aus und löst einen tiefen, aber verkrampften Atemzug aus, denn das Zwerchfell will sich nicht so recht nach unten wölben.

Nach zwei weiteren solcher stockenden Atemzüge steigen wieder Tränen auf und hinter die Augen – das sind die Tränen, die nie herauskommen, sondern innen bleiben. Ich weiß nicht, ob sie wenigstens in meinem Inneren an der Innenseite meiner Maske herunterrinnen; nach außen bleibt mein Gesicht starr, ausdruckslos und trocken.


Aber schlafen kann ich nicht. Jetzt ist es zwei Stunden später und ich bin immer noch wach. Ich habe in meinem Zimmer und im Vorzimmer – dort lagern ein paar Holzleisten und Bretter, befinden sich ein Kasten mit Büchern und Werkzeug und das Katzenklo – die Fenster aufgemacht um frische Luft – soweit halt die Luft aus dem Lichtschacht nicht nur modrig, sondern auch frisch ist – hereinzulassen. Mein Atmen fließt nun leichter, mein Zwerchfell geht freiwillig nach unten und meine Lunge – oder wer immer das veranlaßt – nützt das für einige tiefe Atemzüge. Nun kommt wieder die Müdigkeit und: schlafen: zweiter Versuch.







(12./13.11.2018)









©Peter Alois Rumpf     November 2018     peteraloisrumpf@gmail.com


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