1163 Je veux
Ich sitze im Paim und habe nach einem köstlichen Frühstück –
wo ich immer für das letzte Stück Brot den Honig und die Butter vermische, um
eine Emulsion herzustellen, die weniger rinnt und tropft als der reine Honig –
meinen alten Text „434 Wie ich IM (inoffizieller Mitarbeiter) der reaktionären
Fraktion der katholischen Kirche wurde“ verbessert. Einen übersehenen
Beistrichfehler, einen übersehenen Fallfehler und zwei kleine Ergänzungen zum
besseren Verständnis und eine wichtige, dringende Satzumstellung aus demselben
Grund, denn so wie er formuliert war, war er zwar kontextmäßig halbwegs
verständlich, aber nicht eineindeutig. Ich hatte diesen Text wieder in die Hand
genommen, weil ich ihn – noch unverbessert – jemandem aus der katholischen
Kirche im Zuge eines Gesprächs meines Kirchenaustritts wegen weitergegeben
habe.
Ich sehe mich wieder, wie ich damals, als das alles passiert
ist, aufrichtig und mit reinem Herzen (He! Das muß ich noch meditierend
überprüfen!) um Klarheit und Klärung gerungen habe.
Schmerz und Trauer treiben mir ein paar unsichtbare Tränen
in die Augen, denn es geht um die Zeit, als ich mein Lebensfahrzeug [Griechisch autos heißt selbst,
obwohl es in unserem Sprachgebrauch als Auto und somit als Container nur das
aufgemotzte und „gepanzerte“, nicht mit eigener, sondern mit fremder Energie
bewegte schwache Ego sein kann. Also kein Selbstbeweger] wo ich also mein
Lebensfahrzeug in den Straßengraben gelenkt oder abdrängen lassen habe und es
mit Totalschaden liegen geblieben ist. Würde ich mir unerlaubten Kitsch
erlauben, würde ich herschreiben, daß ich im Wrack sitze - vom Regen noch
einigermaßen geschützt - und schreibe. Aber so gehen lassen darf ich mich nicht
(Aus den Boxen kommt jetzt: Zaz, je veux – ach was für ein fröhliches Lied!
Echte Fröhlichkeit weiß auch vom Schmerz.). Und noch etwas: wenn ich die Chance
dazu habe, kann ich aufs Belehren kaum verzichten und der nicht zum Zug
gekommene Lehrer bricht übereifrig und blind durch (Siehe das in den eckigen
Klammern über das Auto Geschriebene, das doch mit dem Lebensfahrzeug im Grunde
nicht viel zu tun hat. Oder?).
(Und jetzt: La Bohème
von Charles Aznavourian: Bistro – Atelier – triste – habe ich herausgehört.)
Ich schwelge in Erinnerungen an meine Bohèmien-Zeit, den ich mehr
alkunterstützt recht und schlecht gespielt denn verkörpert habe – und ich kann
lachen, werde fröhlich und bin allmählich bereit, nach dem dritten Cappuccino
aus der gastlichen Höhle hinaus ins sogenannte Leben und einkaufen zu gehen.
(8.11.2018)
©Peter Alois Rumpf
November 2018
peteraloisrumpf@gmail.com
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