Freitag, 9. November 2018

1163 Je veux


Ich sitze im Paim und habe nach einem köstlichen Frühstück – wo ich immer für das letzte Stück Brot den Honig und die Butter vermische, um eine Emulsion herzustellen, die weniger rinnt und tropft als der reine Honig – meinen alten Text „434 Wie ich IM (inoffizieller Mitarbeiter) der reaktionären Fraktion der katholischen Kirche wurde“ verbessert. Einen übersehenen Beistrichfehler, einen übersehenen Fallfehler und zwei kleine Ergänzungen zum besseren Verständnis und eine wichtige, dringende Satzumstellung aus demselben Grund, denn so wie er formuliert war, war er zwar kontextmäßig halbwegs verständlich, aber nicht eineindeutig. Ich hatte diesen Text wieder in die Hand genommen, weil ich ihn – noch unverbessert – jemandem aus der katholischen Kirche im Zuge eines Gesprächs meines Kirchenaustritts wegen weitergegeben habe.

Ich sehe mich wieder, wie ich damals, als das alles passiert ist, aufrichtig und mit reinem Herzen (He! Das muß ich noch meditierend überprüfen!) um Klarheit und Klärung gerungen habe.

Schmerz und Trauer treiben mir ein paar unsichtbare Tränen in die Augen, denn es geht um die Zeit, als ich mein Lebensfahrzeug [Griechisch autos heißt selbst, obwohl es in unserem Sprachgebrauch als Auto und somit als Container nur das aufgemotzte und „gepanzerte“, nicht mit eigener, sondern mit fremder Energie bewegte schwache Ego sein kann. Also kein Selbstbeweger] wo ich also mein Lebensfahrzeug in den Straßengraben gelenkt oder abdrängen lassen habe und es mit Totalschaden liegen geblieben ist. Würde ich mir unerlaubten Kitsch erlauben, würde ich herschreiben, daß ich im Wrack sitze - vom Regen noch einigermaßen geschützt - und schreibe. Aber so gehen lassen darf ich mich nicht (Aus den Boxen kommt jetzt: Zaz, je veux – ach was für ein fröhliches Lied! Echte Fröhlichkeit weiß auch vom Schmerz.). Und noch etwas: wenn ich die Chance dazu habe, kann ich aufs Belehren kaum verzichten und der nicht zum Zug gekommene Lehrer bricht übereifrig und blind durch (Siehe das in den eckigen Klammern über das Auto Geschriebene, das doch mit dem Lebensfahrzeug im Grunde nicht viel zu tun hat. Oder?).

(Und jetzt: La Bohème von Charles Aznavourian: Bistro – Atelier – triste – habe ich herausgehört.)
Ich schwelge in Erinnerungen an meine Bohèmien-Zeit, den ich mehr alkunterstützt recht und schlecht gespielt denn verkörpert habe – und ich kann lachen, werde fröhlich und bin allmählich bereit, nach dem dritten Cappuccino aus der gastlichen Höhle hinaus ins sogenannte Leben und einkaufen zu gehen.







(8.11.2018)








©Peter Alois Rumpf     November 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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