1155 Das parallele Universum
Hallo Wien! Bald werde ich Cappuccino zwei bestellen. Mein
Krankengeld scheint höher zu sein, als mein Lohn vorher – mein Gott! Wenn ich
mich bei solchen Dingen auskennte!
Die jungen Menschen rundherum tun mir gut.
Soeben habe ich das ganze Lokal telephonierend vollgeschrien
mit meinem Diagnosetest- Kur- und Ärzteärger. Man kann – oder besser: ich kann
auch mit der psychiatrischen Behandlung und ihren Folgen angeben! Man nimmt
halt, was man hat. („Magst a Zigarettn?“) Euphorisiert.
(Was nach oben schießt, stürzt auch wieder nach unten.)
Ich schlendere nach Hause. Das Sonnenlicht trifft nur mehr
die obersten Stockwerke der größeren Häuser, die Kirchtürme und andere Türmchen
auf den Häusern aus dem vorvorigen Jahrhundert. Dieses Licht ist von solch
intensivem, vollem gelben Leuchten, der Himmel so strahlend und weit, selbst
die Kondensstreifen der vielen Flugzeuge zeichnen in den Föhnhimmel recht schnell
sich ausdehnende, kunstvolle Striche, daß sich mir das Herz weitet und mich
beglückendes Staunen und Schauen erfüllt. [Das
parallele Universum („parallel universe“ RHCP), das ich, um den U-Bahnlärm
jetzt bei der Niederschrift zu übertönen, auf meine Ohren eindröhnen lasse,
hilft mir bei der Erhebung des Herzens („Erhebet die Herzen!“ „Wir haben sie
beim parallelem Universum“).]
Ich weiß, dieses schöne Licht wird bald verschwinden, darum
gehe ich noch langsamer, schaue herum und schaue nach oben und zum Himmel.
Dann beginnt das strahlende Licht zu verblassen, das
Leuchten wird dünner und dünner, verliert seine Kraft. Das ist so traurig! So
traurig! Der Tag geht vorbei, bald wird er vorbei sein, die Nacht wird
hereinbrechen und was wird der Ertrag sein? Hat es sich gelohnt? Oder habe ich
meine Zeit vergeudet? War ich mein Salz, das ich verwendet habe, wert, oder
habe ich heute mein Daseinssaldo mit neuen Schulden erhöht? Das Tagewerk wird
vollbracht sein, aber werde ich hinausgeworfen werden, wo Heulen und
Zähneknirschen herrscht? Mein Geist sagt mir: ja. Dort wirst du landen.
Mein Herz wird traurig sein – nicht wegen dem Zähneknirschen
– sondern weil mein Leben nicht aufgebraucht sein wird. Das Heulen werde ich
als angemessenes Ergebnis annehmen. Das Weizenkorn ist erstickt oder verdorrt –
was weiß ich – eingegangen.
Dabei war es ein schöner Tag. Ich komme mir vor wie ein
Kapitän, der mit seinem Schiff untergeht und seine Augen an – nehmen wir es an:
- am weiten, ruhigen, majestätischen Meer und am letzten, hoffnungsvollen
Glitzern des Sonnenlichts am Wasser weidet. (Bist du sicher, daß du nicht wie
der letzte Scheißer heulen und flennen und betteln wirst? Hm?)
(31.10./1.11.2018)
©Peter Alois Rumpf Oktober/November
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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