Donnerstag, 1. November 2018

1155 Das parallele Universum


Hallo Wien! Bald werde ich Cappuccino zwei bestellen. Mein Krankengeld scheint höher zu sein, als mein Lohn vorher – mein Gott! Wenn ich mich bei solchen Dingen auskennte!
Die jungen Menschen rundherum tun mir gut.

Soeben habe ich das ganze Lokal telephonierend vollgeschrien mit meinem Diagnosetest- Kur- und Ärzteärger. Man kann – oder besser: ich kann auch mit der psychiatrischen Behandlung und ihren Folgen angeben! Man nimmt halt, was man hat. („Magst a Zigarettn?“) Euphorisiert.

(Was nach oben schießt, stürzt auch wieder nach unten.)

Ich schlendere nach Hause. Das Sonnenlicht trifft nur mehr die obersten Stockwerke der größeren Häuser, die Kirchtürme und andere Türmchen auf den Häusern aus dem vorvorigen Jahrhundert. Dieses Licht ist von solch intensivem, vollem gelben Leuchten, der Himmel so strahlend und weit, selbst die Kondensstreifen der vielen Flugzeuge zeichnen in den Föhnhimmel recht schnell sich ausdehnende, kunstvolle Striche, daß sich mir das Herz weitet und mich beglückendes Staunen und Schauen erfüllt. [Das parallele Universum („parallel universe“ RHCP), das ich, um den U-Bahnlärm jetzt bei der Niederschrift zu übertönen, auf meine Ohren eindröhnen lasse, hilft mir bei der Erhebung des Herzens („Erhebet die Herzen!“ „Wir haben sie beim parallelem Universum“).]
Ich weiß, dieses schöne Licht wird bald verschwinden, darum gehe ich noch langsamer, schaue herum und schaue nach oben und zum Himmel.

Dann beginnt das strahlende Licht zu verblassen, das Leuchten wird dünner und dünner, verliert seine Kraft. Das ist so traurig! So traurig! Der Tag geht vorbei, bald wird er vorbei sein, die Nacht wird hereinbrechen und was wird der Ertrag sein? Hat es sich gelohnt? Oder habe ich meine Zeit vergeudet? War ich mein Salz, das ich verwendet habe, wert, oder habe ich heute mein Daseinssaldo mit neuen Schulden erhöht? Das Tagewerk wird vollbracht sein, aber werde ich hinausgeworfen werden, wo Heulen und Zähneknirschen herrscht? Mein Geist sagt mir: ja. Dort wirst du landen.
Mein Herz wird traurig sein – nicht wegen dem Zähneknirschen – sondern weil mein Leben nicht aufgebraucht sein wird. Das Heulen werde ich als angemessenes Ergebnis annehmen. Das Weizenkorn ist erstickt oder verdorrt – was weiß ich – eingegangen.

Dabei war es ein schöner Tag. Ich komme mir vor wie ein Kapitän, der mit seinem Schiff untergeht und seine Augen an – nehmen wir es an: - am weiten, ruhigen, majestätischen Meer und am letzten, hoffnungsvollen Glitzern des Sonnenlichts am Wasser weidet. (Bist du sicher, daß du nicht wie der letzte Scheißer heulen und flennen und betteln wirst? Hm?)






(31.10./1.11.2018)








©Peter Alois Rumpf    Oktober/November 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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