1150 Toni Sailer
Die Toni-Sailer-Diskussion. Oder Nicht-Diskussion. Es wird
viel verschwiegen. Wirkt die türkis-blaue und schrecksnagelige
Medieneinschüchterung schon? Vorauseilender oder hinterherlaufender Gehorsam?
Nur mehr wenige „unbotmäßige“ (der blaue Steger) Journalisten? Stellt euch vor,
der Vorwurf einer Vergewaltigung einer Vierzehnjährigen würde gegen einen
Ausländer (außer einem Deutschen) erhoben! Die Kronenzeitung und die anderen
Drecks- oh Verzeihung! Ich korrigiere mich - Krawallmedien würden sich
überschlagen vor Begeisterung!
Ja, es tut weh, wenn Idole stürzen! Ich kenne das selber.
Auch ich bin ein „passiv-autoritärer Charakter“, immer in Gefahr, bewußt – unbewußt auf der Suche nach einem
starken Mann zu sein (die dann nie, nie, niemals wirkliche Vatergestalten
sind). Die Wahrheit ist aber den Menschen zumutbar (Ingeborg Bachmann) oder „nur die
Wahrheit kann euch befreien“ (irgendwo im Neuen Testament). Gerade wenn man ein
gebrochener Mensch ist (passiv autoritärer Charakter). Die Wahrheit muß den
Menschen zugemutet werden.
Wie gesagt, ich habe es auch mit den Autoritäten und Idolen,
aber jetzt weiß ich es, wenn es heißt: „aber der nicht! Der doch nicht!“, dann
ist es für mich fast schon ein Beweis, jedenfalls ein starker Hinweis, daß er
es war. (Übrigens: falsche Anschuldigungen sind selten.) Natürlich vergesse ich
nicht, daß ich die Sache auch falsch einschätzen könnte.
Die Unschuldsvermutung ist selbstverständlich ein hohes Gut. Vor allem der Polizei
muß der Unterschied zwischen verdächtigt, beschuldigt und überführt eingebläut werden. Die Mißbrauchten selber brauchen keine „Unschuldsvermutung“ anwenden, denn sie wissen
ja, was die Wahrheit ist. Um es an meinem Beispiel zu erklären: ich kann sagen:
„der deutsche Tourist aus der Gegend Coburg (wie er selber gesagt hat), dessen
Namen ich nicht kenne, hat mich damals Dreizehnjährigen im Sommer 1967 (Wehe,
wenn ich mich irrte und es war ein Jahr früher oder später! Meine
Glaubwürdigkeit vor Gericht wäre sofort in Frage gestellt! Dabei ist dieses
Ereignis umgeben von grauem Nebel und schlecht in meine normalen Erinnerungen
integriert, weil es nicht verarbeitbar ist, obwohl es wirklich und real stattgefunden
hat) also im Sommer 1967 am Klo der Badeanstalt vom Putterersee gegen meinen
Willen, unter Anwendung von Gewalt – nicht direkt gegen mich, sondern gegen die
Tür, die ich schließen wollte – sexuell mißbraucht.“ Ich brauche nicht
anfügen: „es gilt die Unschuldsvermutung“ - das wäre eine Farce! Wenn jemand
über meine Aussage berichtet, muß er es und soll er es, kann aber – finde ich –
anfügen, daß ihm meine Aussage glaubwürdig vorkommt, wenn es für ihn so ist.
Wenn aber jemand den mißbrauchten Frauen – meistens sind es
ja Mädchen und Frauen, obwohl ich auch bei Buben und Männern eine hohe
Dunkelziffer vermute – vorwirft, daß sie lügen, verletzen sie die
Unschuldsvermutung gegenüber den Mißbrauchten – indem sie es als gegeben
annehmen, daß die lügen – was ja auch eine Anschuldigung ist!
Oft kommt das
Argument: warum haben die solange geschwiegen? Mein Gott, ihr Ahnungslosen!
(Und ich unterstelle: ihr wollt gar keine Ahnung haben, denn dann müßtet
ihr in euer Inneres blicken, eure psychischen Abwehrmechanismen anschauen und
in Frage stellen, wozu ihr zu feig seid, denn dann würden sich eure
Selbstverständlichkeiten und eure falsche Selbstsicherheit auflösen! Das
unterstelle ich – es gilt die Unschuldsvermutung. Ihr habt keine Ahnung! (Ganz
ohne Unschuldsvermutung!)
Ich bin jetzt fast 65 Jahre alt und wenn ich von dieser
Puttererseegeschichte rede, beginne ich regelmäßig am ganzen Körper zu zittern;
immer noch! Ich habe mich damals niemandem anvertrauen können und natürlich bin ich damit nicht zu meinen Eltern
gegangen, denn ich habe zu Recht befürchtet, daß die mich erschlagen hätten,
zumindest vor Wut und Überforderung verdroschen und sie hätten mir die Schuld
gegeben („warum hast du dich nicht gewehrt!“ - ich habe mich eine zeitlang
gewehrt, aber er war als Erwachsener stärker – außerdem haben meine Eltern
sowieso zu Unrecht vermutet, daß ich homosexuell sei – nein, da hatte ich keine
Chance, Hilfe und Unterstützung zu finden! Auch das andere Umfeld – Lehrer etc.
war völlig unsensibel – sie haben einen Schüler nicht wahrgenommen, sondern nur
seine Fehler.)
(Ich rege mich bei diesem Thema immer noch so auf!) Könnt
ihr euch, ihr Lügenverdächtiger vorstellen, wie einsam und ungeschützt so ein
Kind, eine Jugendliche ist? 14 Jahre im Fall Toni Sailer! Sicher stimmt die
Anschuldigung! In meinem Zorn und meiner Wut: ganz ohne Unschuldsvermutung
spreche ich das aus!
Und wenn das schüchterne, naive vierzehnjährige Mädchen
ihren Schock, ihre Scham überwunden hätte und den Toni Sailer angezeigt hätte?
Vermutlich wäre sie gar nicht gehört oder ernst genommen worden. Und wenn doch
– wen hätte sie sich da aller zu Feinden gemacht? Der Irdninger Tourismusverein
mit seiner Städtefreundschaft mit Coburg und den Wirtschaftsinteressen
dahinter, wie in meinem Fall, wäre ein Schas im Wald gewesen im Vergleich zum
Österreichischen Schiverband und zur Republik Österreich in ihrem Fall – siehe
die Vertuschung und „diplomatische“ Niederschlagung des Verfahrens gegen Toni
Sailer 1974 durch die Regierung Kreisky. Und die Gerichte? Daß ich nicht lache!
Die waren und sind doch immer korrupt, wenn von oben die Anweisungen kommen!
Ich verweise auf den Prozeß gegen Murer – ich weiß, daß das eine andere kriminelle
„Branche“ ist – wo auf Weisung und Druck des Justizministers Broda der
Freispruch des Massenmörders schon vorher festgestanden ist. (Ich verweise auf
den Film „Murer – Anatomie eines Prozesses“ von Christian Frosch, um die
Tapferen auch beim Namen zu nennen.)
Nein, nein, meine Freunde der falschen Unschuldsvermutung
und des „muß vor Gericht geklärt werden“ - gerade bei solchen Fällen
funktioniert der Rechtsstaat nicht.
Oder warum glaubt ihr, daß sich bei dieser schwindligen
ÖSV-Kommission kaum wer gemeldet hat? Weil sie zum ÖSV kein Vertrauen haben und
genau wissen, welche Macht und Interessen dahinter stecken. Und bei den ersten
Reaktionen auf die Vorwürfe der tapferen Frau Werdenigg (Danke, Frau
Werdenigg!) waren die Drohungen unüberhörbar – die wurden nur aus taktischen
Gründen nach außen hin zurückgenommen. Ich soll mich als Mißbrauchter vor den
Täterseilschaften verletzlich machen? Wo sind wir denn!
Und wenn – was ja jetzt überall üblich ist – sofort auf
Rufschädigung und Geschäftsschädigung geklagt wird, mit
Schadenersatzforderungen, die für jeden Normalverbraucher einen jahrelangen
Prozeß unmöglich machen, mit all den gewieften Verzögerungstaktiken zynischer
und rückgratloser Rechtsanwälte (Fall
Grasser!) und der möglichen staatlichen Einflußnahmen (Sportler des
Jahrhunderts), vor allem jetzt bei dieser Regierung, die sich nicht durch hohes
Rechtsempfinden auszeichnet und in der und um die sich einige genau dieser
Sailer-Kahr-Typen tummeln. Nein, die Mißbrauchten werden von den staatlichen, behördlichen
und sonstigen Autoritäten nicht geschützt (Frau Maurer zum Beispiel –
wenn es sein muß mit an den Haaren herbeigezogenen Argumenten!). Nie!
Wenn nicht von außen ordentlich Druck ausgeübt wird (Danke,
Frau Werdenigg!) geschieht nichts, denn die männerbündlerischen Seilschaften
ticken ähnlich – auch die, die keine Täter von sexuellen Übergriffen sind. (Ich
behaupte sogar, so Gestalten wie dem Charly Kahr kann ich seine Täterschaft
ansehen, diesen hohlen Angebertypen!)
Darum melden sich viele erst jetzt: weil es jetzt
Menschen gibt, die ihnen glauben und bereit sind, sie zu unterstützen, ihnen
zuzuhören. Vorher waren die mit ihrem Leid sehr, sehr einsam, niemand wollte
das hören oder sehen.
Mein inneres Zittern hat mich zu einem chaotischen Text voll
innerer Wut verleitet. Ich verbessere ihn aber mit Absicht nicht. Ich werde
diesen Text nicht in ein paar Tagen mit Abstand überarbeiten. Absichtlich
nicht. Ihr müßt euch daran gewöhnen, so etwas Chaotisches und Sprunghaftes zu
verstehen, ihr müßt das lernen, denn traumatisierte Menschen können ihr Trauma
oft nicht gefühlsbereinigt und ohne Lücken, Fehler im Datum z. B. etc.
erzählen, weil es nicht richtig intergriert werden kann, weil ein solches
Ereignis in der Biographie nichts verloren hat! (Ich meine, das sollte
niemandem angetan werden. Ein solches Erlebnis ist ein Fremdkörper.) Scham, Verletzung, Wut,
Selbstzweifel, Angst, Unsicherheit, Selbstanklage, Selbstverachtung, Selbsthass
verhindern das. Die können so tief gehen und einem das eigene Leben als
ständiges destruktives Hintergrundrauschen ruinieren.
Und das will auch festgehalten sein: die Täter sind allesamt
Hampelmänner männerbündlerischer Kollektive und/oder Gefangene an der
Nabelschnur ihrer Mütter. Das entlastet die Täter nicht! Erwachsene,
reife Männer sind das nicht! (Toni statt Anton, Charly statt Karl) Niemals! (darum
sind die nie wirkliche Vorbilder, nie wirkliche Größen. Immer falsche Idole –
wenn „Idol“ nicht eh schon „Trugbild“ heißt.)
(22.10.2018)
(22.10.2018)
Nachtrag, eingefügt am 24.10.2018
Mein nüchterner und wahrheitsliebender Geist läßt mir keine
Ruhe, sodaß ich zwar wie versprochen den Text nicht mehr ändere, aber einen
Nachtrag anbringe – das ist der Kompromiß.
Zunächst: die Suche der nicht initiierten Buben, Burschen
und Männer nach einer Vatergestalt, die einen akzeptiert, einem den Platz in
der Welt finden hilft und den Rücken stärkt, führt fast immer in die Falle
falscher pseudostarker Männer, die einen dann seelisch und/oder körperlich
mißbrauchen. Oder sie führt in falsche Verbrüderungen a la Burschenschaften.
Beim erwähnten Umfeld (Lehrer) gehören auch Ärzte dazu
(Priester schreibe ich lieber nicht hin – da könnte man in des Teufels Küche
geraten), die blind für Kindesmißhandlungen waren und alle Lügen der Eltern fraglos
akzeptiert haben.
Und zum Thema „warum melden sich die alle erst jetzt?“ ist
zu ergänzen: Warum melden sich nicht die Täter? (aller Voraussicht nach werde
ich das demnächst hier in der Schublade zeigen, wie das geht, wenn mir die
Opfer meiner damaligen sexuellen Übergriffe als Fünfzehnjähriger die Erlaubnis
geben.) Die Frau Werdenigg zum Beispiel nennt ihren Vergewaltiger nicht, wenn
ich sie richtig verstehe, geht es ihr um die Veränderung dieser
männerbündlerischen Strukturen verbunden mit Macht über Abhängige und eben
nicht um Rache – obwohl: Rache wäre, wenn eine Mißbrauchte dem Täter den
Schwanz abschneidet, nicht, wenn sie ihn nennt – aber trotzdem: die Motive für
das Schweigen von Frau Werdenigg sind edel und konstruktiv – daran habe ich
keine Zweifel – und sie nimmt dafür in Kauf, von der Kronenzeitung per
Schlagzeile hinterhältig gefragt zu werden, ob sie lügt. Warum geht der Täter
von damals nicht zur Kronenzeitung und gibt ihr ein Interview, wo er bekennt,
daß er der Vergewaltiger der Frau Werdenigg ist und die Frau Wedenigg nicht
lügt? Leicht ist es nicht, aber auch für ihn gilt, daß „euch nur die Wahrheit
befreien kann“. Das sind alles keine richtigen Männer, sondern aufgeblasene
Feiglinge (kompensiert durch waghalsiges Schifahren – die Wahrheit zu sagen
wäre mutiger.)! Und wie ist es damit, die Verantwortung für sein Tun zu übernehmen?
Und wenn ihr euch fürchtet, daß der von Karawallmedien aufgehetzte Pöbel dann über
euch herfallen und medial lynchen wird, dann kann ich nur sagen: durch eure
falsche Vorbildfunktion habt ihr euch diesen Pöbel herangezüchtet. (Es könnte
aber auch sein, daß euch die Journeille mit Mitleid über eure ungerechte
Verfolgung verhätschelt.)
Dann: es gibt ja auch neuere Fälle. Laut Spiegel wurde ein
junger Schüler einer Sportschule von einem Trainer handgreiflich sexuell
belästigt und nachdem der Jugendliche zur Polizei gegangen ist, von seinen
Mitschülern gemobbt, daß er einen Selbstmordversuch unternommen hat und jetzt
in psychiatrischer Behandlung ist. Die Mobber waren natürlich froh, daß es
nicht sie erwischt hat, oder wenn doch, daß jetzt der da dran ist und sie nicht
über ihr „Versagen“ (wie sie es empfinden, denn ein Mann MUSS sich wehren und
behaupten können) reden müssen. Das ist
ein „Menschenopfer in zivilisatorischer Verkleidung“ (W.Döbereiner), dem Opfer
werden die Ängste, Zusammenbrüche, „Schwächen“, einfach alles als negativ
Empfundene ALLER in der Schule aufgeladen. Er soll für alle sterben (Wäre der
Selbstmord gelungen hätte es vielleicht sogar geheißen: „ich hat einen Kameraden,
einen besseren findest du nit“, zitieret nach W. Döbereiner) (Ich wünsche dem
Burschen alles Gute! Daß er die Hilfe, die er braucht, finden und bekommen kann
und er seinen Weg finden. Der Herr lasse sein Angesicht über dir leuchten! –
oder wenn Ihnen das lieber ist: die Kraft möge mit dir sein!) Der Täter muß
nach dem Urteil - wie ich den Medien
entnehme - nicht ins Gefängnis. Dazu möchte ich zwei Anmerkungen machen.
Erstens: Über die Sinnhaftigkeit von Gefängnissen kann man
diskutieren. Ich bin mir sicher, es gäbe sinnvollere und auch für die Täter
heilsamere Methoden, als einsperren. Es ist nur aufwendiger und bei der Regierung
jetzt besteht dafür keine Chance. Aber nachdem wir nun einmal (noch?) dieses
Rechtssystem haben, wo Täter eingesperrt
werden können, verstehe ich es nicht, wirklich überhaupt nicht, wie – um einen
Fall aus Deutschland aufzugreifen – eine Rentnerin, die nicht genug zum Überleben
hat, zu einer Haftstrafe verurteilt wird, weil sie aus dem ABFALLCONTAINER
eines Supermarktes Gemüse genommen hat, was als Diebstahl gewertet wurde, und
einer mit tollem Gehalt, der einem jungen Burschen das Leben ruiniert, kann herumspazieren?
Das ist eine himmelschreiende Ungerechtigkeit!
Zweitens: Nach allen seriösen psychologischen, pädagogischen
und sozialpsychologischen Erkenntnissen – ich verweise z.B. auf Jesper Juul und
familylab.de – sind ÜBERGRIFFE UND MOBBING IN INSTITUTIONEN EIN FÜHRUNGSPROBLEM,
Herr Schrecksnagel! (Schade, daß Sie das nie lesen werden!) Nur wenn die
Führung schlecht und schwach ist, wird gemobbt
und übergegriffen.
Drittens: Schulen gehören strikt unter staatliche Aufsicht
und dürfen nicht von Firmeninteressen unterwandert sein. So schlecht und fragwürdig
die staatliche Aufsicht gerade im Bereich Internate und Sport auch ist, es geht
nicht an, daß aus wirtschaftlichen und Vertuschungsinteressen gegen jede Kritik
und auf Anschuldigung mit Rufschädigungs- und Schadensersatzklagen gedroht
werden kann! Herr Schrecksnagel! Treten Sie zurück! Sie sind unhaltbar in so einer sensiblen
Position!
Das wollte ich ergänzen. Und ich hoffe, ich habe das Ganze
nicht verwässert, sondern noch eins draufgesetzt!
Nachtrag 30.10.2018: Erheblich für den Freispruch
des Massenmörders Murer waren natürlich die Interventionen der ÖVP, deren Mitglied Murer war, angeblich
besonders von Theodor Piffl-Perčević.
©Peter Alois Rumpf Oktober
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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