1153 Schanigarten
Neuer Tag, neue Perspektive (im gewohnten Espresso, wo ich
gegen Norden schau). Das heißt Richtung Straße. Was sehe ich? Elegische Raucher
im Schanigarten. … Ich muß mir ein neues Wort für diese Minigastgärten
ausdenken! Momentan ekelt mir vor den „lustigen“ Wiener und österreichischen
Begriffen. Von „lustig“ geht’s schnell zur „Gaudi“ und von dort schnell zur
„Hetz“, also zur Hetze, wen immer man da dann durch die Gassen treibt. Oder
Straßen aufzuwischen zwingt. Außerdem: nicht jeder „Diener“ heißt Hans-Jean!
Die Nichtwahrnehmung als Prinzip.
Mein Blick auf die Menschen draußen ist fast zu direkt. Ich
werde verlegen und jetzt kommen wieder die Blickvermeidungsmanöver. Ja kein
Augenkontakt! Meine Lebensbeobachtung vom Rand aus – vulgo Voyeurismus – wird
zu offensichtlich.
Es wird düster. Kommt Regen? Oder kommt der Weltuntergang?
Der Untergang meiner Welt, der droht wirklich. Wohin fliehen? Nach
Brasilien wie Zweig? (Sarkasmus!) Möglicherweise braucht man sich dann gar
nicht selber umbringen.
Aber meine Welt geht sowieso unter: Mein Gehirn
spielt immer weniger mit. Ich muß manchmal lange nachdenken, wie mir nahe
stehende Menschen heißen. Und die politische Entwicklung reaktiviert meine
Traumata und Traumatrancen. Und die näher kommende Kur löst Ängste vor krasser
Entmündigung und Kasernierung aus. Konterkarieren die bürokratischen Maßnahmen
die Therapie des „gebrochenen Rückgrats“? Psychisch. Meinem physisch kaputten
Kreuz steht keine Kur zu, da ich kein Beamter bin. Beamen statt beamten. Ich
bin ein Beamer. Ich beame mich aus der Realität und hoffe, in einer
Wirklichkeit zu landen.
Ein Segelschiff aus Metallplättchen und Drähten dort an der
Wand. Mit voll geblähten Segeln. (Meine Blähungen kommen mehr von innen.) (Ha
ha ha! Text- und Selbstdestruktion deuten und deuten auf depressiven Anfall.)
Den Kampf mit dem roten Notizbuch-Lesezeichenband, das sich
unter das Tablett des zweiten Cappuccinos geschwindelt hat und sich weigern
will, hervorgezogen zu werden – diesen Kampf habe ich gewonnen.
(25.10.2018)
©Peter Alois Rumpf Oktober
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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