Donnerstag, 1. November 2018

1154 Eine Fliege, die um meine Schreibhand kreist


Am Flughafen machen mich die vielen Menschen nervös. Ich fliege nicht, sondern hole ab. Das Gerenne, Gepäckswagen-Gequitsche, die hallenden Lautsprecherdurchsagen, universally speaking. Ich bin mit „This is the place, where all/ The junkies go/ Where time gets fast/ But everything gets slow“ (RHCP) einigermaßen abgeschottet. Blinkende Bankomaten, die bei uns zunehmend „Geldautomaten“ heißen, haben hier keine Namen.

Die junge Frau bringt zwei Becher Kaffee (?) zum Informationsschalter, einen für sich, einen für ihren Kollegen (oder Chef?) dort. Ich will vorsichtig sein: vielleicht ist es angenehmer, einmal aufstehen und etwas holen zu können, ein paar Schritte zu gehen, als ständig hinter dem Informationsschalter sitzen bleiben zu müssen. Vielleicht.

Kauende alte Dame (jünger als ich), zupft nebenbei an sich herum. Eine Fliege, die um meine Schreibhand kreist, warnt mich davor, allzu Unverschämtes zu schreiben. Blick auf die Uhr: ich habe noch viel Zeit. Auch ein älterer Herr kaut. Sitze wohl in der Kauecke.

Alles schreibe ich nicht, war mir durch den Sinn geht – so angreifbar möchte ich mich heute nicht machen.

Hier in der Nähe finden die Begrüßungen statt. „Tell me when you want to go“ (RHCP). Mehr als sieben Schönheiten aus allen Ethnien. Manche eilen nicht, schleichen, wanken telefonierend anscheinend ziellos herum. Die gekonnten Kofferzieher. Ein Polizist schleppt einen Rucksack und ein durchsichtiges gefülltes Jausensackerl. Stehengelassenes Gepäck? Oder Jause für sich und die anderen diensthabenden Kollegen und im Rucksack verbotener Schnaps? (Meine Phantasie!) Ein jaulender, quiekender Hund im Transportkäfig. Eine halbe Stunde noch bis zur Landung.

Erschöpfte Menschen. Mit hochroten Köpfen. Oder braungebrannt. Oder mitteleuropäischer Teint. Die Herren mit den Namenstafeln in der Hand.
Die verschiedenen Arten zu gehen. Leicht, schw... - ein Mann im schwarzen Anzug mit zugespitzten Halbschuhen trägt eine rote Rose und setzt sich neben mich, dann legt er die Rose neben sich und spielt auf seinem Handy.

Kleine Muskelprotze. Viele Bäuche. Dünne und dürre Gestalten. Die Meisten scheinen zu wissen, was sie zu tun haben, die anderen, die herumzuirren scheinen, orientieren sich. Umarmungen. Höfliche Begrüßungen. Auch viele Einzelgänger und Gängerinnen. Und ich? Ach! …
Eine Frau mit islamischen Kopftuch, soeben in die Ankunftshalle gekommen, begrüßt mit vielen Küssen Mann und Kind, die sie abholen gekommen sind.




(30.10.2018)





©Peter Alois Rumpf    Oktober/November 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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