Mittwoch, 7. November 2018

1161 Mutters Geburtstag


Mutters Geburtstag. Ich bete dann schon für sie – so bin ich nicht.  Für den Vater auch. Sogar für den gschissenen Döbereiner. Aber nicht nur für die Toten. Zuerst für meine Kinder, meine Frau, die Stiefkinder und alle, die dazugehören, vorallem „meine“ Enkelkinder - aber auch für meine Geschwister, meine Neffen und Nichten, alle, die da zu gehören, Schwiegereltern … . Es ufert schnell aus: wenn ich noch – durchaus auch um das schuldverseuchte energetische Familienerbe zu bereinigen – für meinen gestorbenen Kriegsverbrechernazionkel bete und dann geht es mit seiner Familie weiter und und und … . Aktuell würde ich auch noch den Arbeitskollegen Peter Lenz mitnehmen, dessen Begräbnis morgen ist.

Naja, meistens bleibe ich bei meiner Kernfamilie. Und so ernst und streng nehme ich es mit der Beterei auch nicht. Nur wenn es mich freut, nur wenn es mir überhaupt einfällt, und das ist selten. Auch dann sch... verzichte ich oft darauf. Und wenn ich bete, klopf ich es meist recht flott und gleichgültig herunter. Also: so viel Aufhebens muß man davon nicht machen.

Die Espressobar leert sich gerade. Was sie sich lehrt – wie ich irrtümlich geschrieben habe – weiß ich freilich nicht. Unfreilich auch nicht.

Ich bin jeden Tag anders und doch immer gleich: vorgestern fromm, heute scheinheilig, dann spöttisch … . Oder umgekehrt. Wie schon oft gesagt: ich bestehe nur aus Masken (das ist das, was immer gleich bleibt) und wenn man alle Masken weggäbe, wäre nichts da. Gar nichts.

Ein älterer Krauderer redet jetzt recht laut. Ein Arbeiter arbeitet im Klo mit der Stichsäge. Ich sitze mit überschlagenen Beinen vorm Tischchen, fast eingeklemmt (gibt Druck und damit Stabilität von außen) und verzehre das dritte Schnittenstückchen, die Beigabe zum dritten Cappuccino.

Ein volles Lokal wirkt anders als ein leeres, aber beides hat was. Manchmal müssen auch Banalitäten aufgeschrieben werden. Meine ich halt.

Durch irgendwelche für mich nicht nachvollziehbare Lichtspiegelungen gleitet jetzt bei meiner Kugelschreiberspitze ein Lichtpunkt mit. Eher ein wenig irritierend. (Meine Aussagen können nicht indirekt und verhalten genug sein; „eher ein wenig“. Das Direkte liegt mir nicht. Eh klar, ich weiß ja selber oft nicht, in welcher Maske ich – oder wer oder was das ist – stecke.)









(7.11.2018)











©Peter Alois Rumpf     November 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite