1136 Der unkonzentrierte Blick
Wie meine Leserinnen (inklusiver Plural) schon wissen, liebe
ich den unkonzentrierten Blick, wo zumindest tendenziell die Hierarchie der
gesehen Dinge – die gottgewollte Ordnung der Wahrnehmung, wenn ihr so wollt –
verflacht und die einzelnen Wahrnehmungsobjekte sich stärker nebeneinander
platzieren. Das heißt natürlich nicht, daß nicht jederzeit ein Ding ins Cafe
eintreten kann, daß sofort meine ganze Aufmerksamkeit bekommt und emotional
aufgeladen wird – ich bin ja ein schlechter Asket – aber trotzdem ist das wenn
schon nicht eine meiner leichtesten, so doch eine meiner interessantesten
Übungen. Die Dinge bekommen etwas Schwebendes. Ich habe da immer ein Bild vor
mir, wie mein Bewußtsein durchs Universum fliegt. So eine Art „Major Tom“
(Peter Schilling) „völlig lösgelöst von der Erde“. Der Raum des Cafes wird zum
Weltraum, zum All. Tendenziell natürlich nur. Das Schöne an dieser Welt ist,
daß es dort keine Verurteilungen, überhaupt keine wertende Urteile gibt. Was
nicht heißt, daß man diesen Flug nicht als schön zum Beispiel empfinden kann.
Die ganze Palette von traurig bis glücklich ist möglich, jedoch ohne daß jemand
sagt: „so was deppertes!“ oder „das ist (moralisch) falsch/feig/verboten!“
etcetera. Die Frage, ob man zu etwas „zu gebrauchen“ ist taucht erst gar nicht
auf. Man schwebt durch unendliche Weiten und staunt und schaut. Das gefällt
mir! (Klick)
Was nicht heißt, daß man auf einer solchen Reise nicht in
den Orbis starker Kräfte gelangen kann, die einen abbremsen und gefährlich
werden können. Oder beschleunigen.
Zurück ins Cafe: das hier ist eine ganz leichte Variante;
das Allermeiste meiner Masse bleibt in der Alltagswelt. Trotzdem wird etwas vom
vielen Nichts zwischen den Teilchen spürbar, und die Fassade aus Beschreibung
ein wenig fragiler. Man könnte auch sagen: alles fliegt – zumindest durchs
Universum.
(9.10.2018)
©Peter Alois Rumpf Oktober
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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