Dienstag, 9. Oktober 2018

1136 Der unkonzentrierte Blick


Wie meine Leserinnen (inklusiver Plural) schon wissen, liebe ich den unkonzentrierten Blick, wo zumindest tendenziell die Hierarchie der gesehen Dinge – die gottgewollte Ordnung der Wahrnehmung, wenn ihr so wollt – verflacht und die einzelnen Wahrnehmungsobjekte sich stärker nebeneinander platzieren. Das heißt natürlich nicht, daß nicht jederzeit ein Ding ins Cafe eintreten kann, daß sofort meine ganze Aufmerksamkeit bekommt und emotional aufgeladen wird – ich bin ja ein schlechter Asket – aber trotzdem ist das wenn schon nicht eine meiner leichtesten, so doch eine meiner interessantesten Übungen. Die Dinge bekommen etwas Schwebendes. Ich habe da immer ein Bild vor mir, wie mein Bewußtsein durchs Universum fliegt. So eine Art „Major Tom“ (Peter Schilling) „völlig lösgelöst von der Erde“. Der Raum des Cafes wird zum Weltraum, zum All. Tendenziell natürlich nur. Das Schöne an dieser Welt ist, daß es dort keine Verurteilungen, überhaupt keine wertende Urteile gibt. Was nicht heißt, daß man diesen Flug nicht als schön zum Beispiel empfinden kann. Die ganze Palette von traurig bis glücklich ist möglich, jedoch ohne daß jemand sagt: „so was deppertes!“ oder „das ist (moralisch) falsch/feig/verboten!“ etcetera. Die Frage, ob man zu etwas „zu gebrauchen“ ist taucht erst gar nicht auf. Man schwebt durch unendliche Weiten und staunt und schaut. Das gefällt mir! (Klick)
Was nicht heißt, daß man auf einer solchen Reise nicht in den Orbis starker Kräfte gelangen kann, die einen abbremsen und gefährlich werden können. Oder beschleunigen.

Zurück ins Cafe: das hier ist eine ganz leichte Variante; das Allermeiste meiner Masse bleibt in der Alltagswelt. Trotzdem wird etwas vom vielen Nichts zwischen den Teilchen spürbar, und die Fassade aus Beschreibung ein wenig fragiler. Man könnte auch sagen: alles fliegt – zumindest durchs Universum.








(9.10.2018)











©Peter Alois Rumpf    Oktober 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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