1134 Reflexionen
Das ist alles der Natur, dem Universum oder – meinetwegen –
dem sogenannten Lieben Gott völlig wurscht. Die liefern einem die Konsequenzen
und fertig.
Ansonsten geht es mir gut. Interessant: heute sitzen hier
herinnen nur Männer. Sind alle Frauen beim Unterschreiben?
Übrigens: so sicher bin ich mir gar nicht, daß die immer
Konsequenzen liefern; vielleicht läuft es ganz anders? Oder das System ist viel
komplexer, als wir es überschauen. Das sicher. Oder es gibt gar kein System.
Mir wäre es trotzdem lieber, mein Leben hat mit meinen
Entscheidungen zu tun – egal, ob ich sie in Freiheit oder als Sklave getroffen
habe. Diese Entscheidung liegt sicher bei mir: das muß ich
glauben. Genug der Reflexionen.
Die Lichtreflexe auf den Gläsern, Spiegeln, Fensterscheiben,
Metallblenden, auf den verglasten Bildern, selbst ein wenig auf dem Holz
faszinieren mich noch immer.
Jetzt wende ich meine Aufmerksamkeit auf die Schatten und
schon rieselt mir ein Schauder über den Rücken. Zum Beispiel die Zuckerdose:
das Glas und der Metallverschluß glänzen und dieser Glanz löst die Gestalt der
Zuckerdose ein wenig auf. Ihr Schatten wirkt beinah präsenter, obwohl auch er
leicht und brüchig ist, weil das Glas im Bereich, der nicht mit Zucker gefüllt
ist, das Licht durchläßt und der Rand des Schattens verschwommen ist.
Jetzt, ganz plötzlich, kommt die Trauer: ich sitze hier und
bin alt und habe mein Leben nicht gelebt. Und es ist schön, hier zu sitzen. Nun
fallen mir die zentimetergroßen kreisrunden Löcher im Holz der Rückenlehnen der
Sessel auf und sehe sie als Kreise und wenn ich den Blick unzentriert halte als
Kugeln im Raum schweben.
Das sind meine Spiele, das sind meine Vergnügen, wozu auch
das Aneinanderreihen von Wörtern gehört, mit dem Anspruch, ab und zu eine gute,
wahre, schöne (bonum et verum er pulchrum convertuntur) Formulierung zu finden.
Garniert mit ein bißerl Angeberei – man ist ja trotzdem ein Wesen, das in der
Dualität leben muß – auch wenn ich mich weitgehend heraushalte.
Vielschreiberei: vielleicht ist das auch eine Sünde – aber
ich verweise auf den ersten Satz.
Das ist eine wichtige Erkenntnis, daß es niemanden gibt, der
einen verurteilt, außer - wenn man so
stur und anklammernd ist – man selbst.
„Trzesniewski – die unaussprechlich guten Brötchen“: dieser
Werbespruch gefällt mir und ich muß immer lächeln, wenn er mir unterkommt (das
ist keine Werbung! Am Heimweg ist mir jemand mit einem Paket
Trzesniewski-Brötchen unterm Arm über den Weg gelaufen).
Meine Methode schon als Maler und Zeichner, aber auch als
Schreiber ist die integrierende Kollage, wenn es geht unterlegt mit
kontra-induzierter paradoxer Intervention.
(8.10.2018)
©Peter Alois Rumpf
Oktober 2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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