939 Mein Zimmer strahlt
Ein schöner Morgen: hell, frisch, still. Mein Zimmer
strahlt. (Ein dankbarer, tiefer Atemzug.) (Atmen ist leben.)
Im Traum war ich im Pyjama geil hinter einer Ex her; durch
die ganze Stadt habe ich sie gesucht. Gottseidank, es ist eh nichts d'raus
geworden. Ich muß lächeln. Was heißt „müssen“! Das weiß ich gar nicht: ich
lächle halt.
Nein, dieser Morgen ist ganz realistisch: unvermischt, klar,
irdisch. Es ist nichts falsch mit diesem Zimmer, mit mir, mit dieser Welt.
(Falsch ist am Träumen auch nichts.)
Ich genieße diesen Morgen ohne Angstattacke. Ganz ruhig
lehne ich an der Rückwand meines Bettes und freue mich still und innig über
mein schönes Zimmer, die Stille und den feinfühligen, keinesfalls grellen
Morgen.
(Ein tiefer, dankbarer Atemzug.)
Oh, wie ist das Zimmer schön und reich! (Ein tiefer,
dankbarer Atemzug.)
Die leichte, vorsichtige, zurückhaltende Hoffnung keimt auf,
daß die eisernen Bänder um meinem Herzen (Froschkönig!) zu brechen beginnen.
(Ein tiefer, dankbarer Atemzug.) naja, „brechen“ - daß er sich ein wenig
aufzulösen beginnt.
(Ein tiefer, dankbarer Atemzug.)
Jetzt werde ich fast ein wenig aufgeregt und ängstlich (das
ist eben nicht "die" Angst), daß so ein Morgen gar nicht sein kann. Aber der
schöne Morgen löst sich nicht auf. Er bleibt. Er ist stabil. Und
ungewöhnlicherweise für diese Uhrzeit bleibt er auch still.
Stimmt etwas mit meinem Gehör nicht? Nein, ich höre das
Schnurren der Katze ganz normal.
(Ein tiefer, dankbarer Atemzug.)
Ich kann es kaum fassen: ein Morgen ohne Angstattacke, ohne
Selbstbeschuldigung, ohne „ich sollte“, „ich muß“ …
(Ein tiefer, dankbarer Atemzug.)
Ich traue mich zu glauben, daß die Heilung begonnen hat.
(Ein tiefer, dankbarer Atemzug.)
(3.5.2018)
©Peter Alois Rumpf Mai
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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