903 Das Schreiben zählt gar nicht
Ich gehe wie auf Eiern. Mein inneres Gleichgewicht ist sehr
labil. Nun aber sitze ich im ehemaligen Atelier und schaue quer über den Raum
beim großen Fenster hinaus auf die kahlen Essigbäume und die Dächer der
Nachbarhäuser. Aber nur kurz, dann fällt mir der überquellende Wäschekorb auf.
Wäschewaschen ist angesagt, aber ich warte damit noch, denn mir ist noch ein
wenig schlecht.
Draußen scheint ein herrlicher Tag heraufgegangen zu sein,
der Himmel ist blau, das Sonnenlicht einigermaßen kräftig.
Ich komme mir vor wie im Ausgedinge, ein alter Mann, der auf
einer Bank sitzt und auf das blickt, was ihm nicht mehr gehört.
Das Sonnenlicht wird blasser und dann gleich wieder
kräftiger. Palmsonntag ist heute, das löst jedoch nur verschwommene
Erinnerungen aus.
Jetzt geht ein Wind durch die nackten Zweige und bewegt sie.
Eine Amsel kommt aus der Tiefe des Hofes heraufgeflogen und verschwindet hinter
dem Nachbarhaus. Ich verrate es schon jetzt: sie wird noch öfters mein
Blickfeld kreuzen.
Die kahlen Äste und Zweige drehen sich hin und her, wie im
Kreis – so scheint es – für mich ist das ein schönes Schauspiel, ein stummer,
aufregender Tanz, in dessen Betrachtung ich mich ein wenig verliere.
Irgendetwas zwischen Übelkeit und Angst steigt in mir auf,
aber mit einem tiefer Atemzug habe ich es vorerst wieder fast aufgelöst.
Ich sitze und warte und schaue dem Schauspiel der tanzenden
Äste zu; das Sonnenlicht wirft kraftvolle Schatten, die lassen die nackten Äste
bläulich erscheinen.
Meine ständig einsickernde Übelkeit hat sich so weit gelegt,
daß ich mein Tagewerk mit dem Wäschewaschen beginnen werde.
(Und? Das Schreiben zählt gar nicht? Peter!!!)
(25.3.2018)
©Peter Alois Rumpf März
2018 peteraloisrumpf@gmail.com
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