Dienstag, 20. März 2018

893 Zacken oder wie unter Drogen


Beim Lesen sind schon die Zacken durch den Text gelaufen und auch jetzt gibt es feine, teils dunkle, teils helle, manchmal leuchtende Muster auf dem weißen Blatt des Notizbuches, die sich bewegen. Sie bewegen sich nicht nur, sondern sie blinken in schnellem Rhythmus, wobei zwischen den dunklen und den hellen Linien noch ein Blauton auftaucht. Fragile, abstrakte, flimmernde Figuren bilden diese Linien, die sich manchmal etwas länger halten und sich dabei auszudehnen scheinen. Ich schaue auf und diese Zacken wandern weiter durch mein Gesichtsfeld und wenn ich gegen das gelbe Rouleau blicke, bekommen sie einen Grünstich. Diese Muster wirken mehr wie feine, bewegliche und komplexe Sprünge in einem Fensterglas und ihr Farbton erinnert an die Farben der Lichtbrechung. „Wie unter Drogen“, denke ich mir, aber ich nehme keine Drogen.

Mein Blick wird immer unzentrierter, die laufenden Muster vermehren sich; mir wird das schon ein wenig unheimlich und ich merke, wie sich die Angst wieder anzuschleichen beginnt. Ich versuche, sie nicht heranzulassen, denn es ist Mitternacht und ich will jetzt schlafen.

Wenn ich nicht bald das Notizbuch weglege und das Licht abdrehe, wird mich die Angst übermannen. Neugierig und auch ein wenig fasziniert von den Mustern warte ich noch und schaue den sich drehenden, dehnenden und pulsierenden Zacken zu. Nicht lange, dann schalte ich das Licht aus und lege mich hin. Im Dunkeln wandern und kreisen diese Zacken noch eine Weile als gelbes Licht durch das Wahrnehmungsfeld meiner geschlossenen Augen.










(19./20.3.2018)












©Peter Alois Rumpf    März 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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