Freitag, 9. März 2018

888 Konsequent und stur


Vorm Einschlafen

Ich lasse die kalte Luft herein – in Erinnerung an den ersten warmen frühlingshaften Tag heute. Die Nächte sind noch kalt, aber ich lasse dieses lebensnotwendige Gasgemisch herein.

Ich bin fröhlich. In erster Linie nicht unbedingt wegen des schönen Wetters am heutigen Tag – ich bin gerade mit meiner Schreiberei sehr zufrieden. Nicht unbedingt mit jedem einzelnen Text, aber mit vielen. Ich habe nämlich ein wenig in meiner Schublade geschmökert. Ich bin dabei nach dem Zufallsprinzip vorgegangen: ich habe konsequent und stur immer den letzten Titel ganz unten in der Spalte rechts angeklickt, die neue Seite tut sich auf und mit ihr eine neue Spalte und dann wieder den untersten Titel und so weiter. Die meisten Texte hatte ich schon längst vergessen und ich war erstaunt, mitunter begeistert über das, was ich da zu lesen bekam (auf Inhalt und Formulierungskunst bezogen). Ich bin fröhlich, glücklich und zufrieden. Mein Leben hat doch einen Sinn! Im Moment weiß ich, ich kann schreiben.

Ich stoppe für heute meine Schreiberei; vielleicht kann ich so die Euphorie bewahren.



Nach dem Aufwachen

Die Stadt rauscht in ihrer frühlichen Betriebsamkeit beim offenen Fenster herein, ich genieße diesen Morgen warm eingehüllt im Bett liegend mindestens so wie meinen späten gestrigen Abend. Ich bin glücklich und wie zur Bestätigung beginnt in der Ferne eine kleine, etwas scheppernde Kirchenglocke zu läuten. Kurz; zur Wandlung vielleicht? Wurde tatsächlich Tonal-Material in Nagual-Essenz rückverwandelt? Ist das wirklich gelungen? Das wäre erst recht ein Grund zu großer Freude. (Halleluja!)

Die kalte, morgendliche, ein wenig muffig riechende Lichtschachtluft diffundiert bis zu mir her, der ich da hinten im Winkel im Bett kauere.

Die Fröhlichkeit beim Einschlafen hat sich über Schlaf und Träume hinweg bis jetzt, zwanzig Minuten nach dem Aufwachen, gehalten. Wobei dieser meiner Fröhlichkeit durchaus etwas innerweltliches anhaftet – zu meiner Überraschung. Komme ich allmählich wirklich in dieser unseren Welt an? So spät? Hm! Ich wundere mich und staune.
Oh! Und eine Krähe schreit! Ich nehme das als gutes Omen (wiewohl ich von Omina nichts verstehe). Legen wir eine Karte!

Raus aus dem warmen Bett, zum Schreibtisch ans offene Fenster – ganz schön frisch! Im gleich gegenüber liegenden (?) Gangfenster sehe ich den wirklich freundlichen, stillen Mann vom Reinigungsdienst, der hier einmal in der Woche alles sauber macht. Ich freue mich jedesmal, wenn ich ihn sehe, denn der Mann hat eine gute Aura. Ich stelle mir immer vor, er kommt aus Bosnien-Herzegowina, jedenfalls ist er aus Ex-Jugoslawien.

Ich nehme den Kartenstapel, mische die Karten – der fallende Turm hatte wirklich schon zu lange regiert – während dessen streift mich kurz ein wenig Nervosität und Ängstlichkeit – dabei trete ich vom Fenster weg zu Seite – schließlich bin ich noch im Pyjama – und ziehe dann: die Herrscherin.

Nun, ich weiß nicht viel über die Tarotkarten und ihre Bedeutungen; rein assoziativ würde ich sagen: im Matriarchat angekommen? Das Matriarchat angenommen? Was immer das heißt.

Jedenfalls freue ich mich auf den heutigen Tag.
Ich drehe mein Nachtkastllicht ab und bleibe noch ein wenig im Bett um zu launeln.

Ist es eine Meise, die ich da rufen höre?









(8./9.3.2018)












©Peter Alois Rumpf    März 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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