Freitag, 16. März 2018

891 Ich bin auf schwankenden Grund geraten


Ich bin auf schwankenden Grund geraten. Beruhigungsphasen und erst hochsickernde, dann hochschießende Angstzustände wechseln sich ab.

Ich weiß nicht, was mir mir los ist. Eine allgemeine, große Verunsicherung. (Nicht die erste.) Angst, daß der Tod bereits vor der Tür steht. Übelkeit – heute meistens nur mehr eine leichte, allem unterlegte Schicht, die aber von Zeit zu Zeit akuter und stärker wird. Gefühle der Überforderung, wenn ich zum Beispiel an das Ausfüllen des Pensionsfeststellungsformulares denke – wie soll ich wissen, wann ich in meinem zersplitterten Leben welchen Job wie lange gemacht habe, auf den Tag genau? Dieses ewige Danebenstehen und Sichnichtauskennen! (Der Mann ohne Eigenschaften.)

Ich rede beruhigend auf mich ein: ein Schritt nach dem anderen. Das kennst du schon. Das hast du schon öfters gemacht und es hat oft funktioniert.


Ich bin in einem dieser Zustände, wo mir vorkommt, ich wäre in einem Traum und wo mich Erinnerungsbruchstücke andriften, die ich nicht in mein bekanntes Leben einordnen kann. Oft von unglaublicher Intensität, stark und beinah realistisch, verbunden mit starken Gefühlen, aber doch wie durch eine halb durchsichtige Membran von mir hier getrennt und nicht zu begreifen. Ich nenne das bei mir meine Endorphinzustände.

Meine Wahrnehmung ist nicht fest, an den Rändern kann sich etwas bewegen, oder diese Ränder verdunkeln sich und schwärzen sich etwas ein. Angst, daß alles, nein, daß ich ins Rutschen gerate. Da ist ein Abgrund, wo es dann kein Halten mehr gibt.

Das Schreiben beruhigt mich wieder. Aufs Papier gebracht.
Ich wundere mich, wie ich – so weltfremd – es bis hierher geschafft habe. Hatte ich Schutzengel? Oder anderes der Art? Aber hält die ganze Konstruktion noch, oder beginnt der Turm zu fallen?

Die Dusche nebenan macht Geräusche, als wäre sie auch ein Bohrmaschine oder eine elektrische Zahnbürste (putzt sich da jemand beim Duschen die Zähne?). Jetzt komme ich ein wenig von der Beklemmung weg. Ein äußerst fragiles (Un-?)Gleichgewicht.

Und jetzt der Regen, nachdem ich das Fenster geöffnet habe. Auch der beruhigt mein aufgewühltes, in Angst versetztes Gemüt.

Ein tiefer Atemzug verschafft mir wieder etwas mehr Raum. Meine Seele – gerade noch vorm schwankenden Universum in Angst eingerollt – macht langsam wieder auf und streckt sich ein wenig.

Noch sind wir nicht untergegangen. Noch treiben wir – an irgendwelche Holzbalken geklammert – auf dem universalen Ozean umher. Wohin die Reise geht, weiß kein Mensch. Naja, Floskel: ich weiß es nicht.


Die Augen zu, das Fenster offen.








(16.3.2018)











©Peter Alois Rumpf    März 2018     peteraloisrumpf@gmail.com

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