710 Schwindelgefühl
Der Wind wühlt in den Baumkronen vor mir und unter mir. Ich
schaue von oben auf die Welt (3. Stock – wen's interessiert). Insekten und
Mauersegler oder Schwalben fliegen mit oder kämpfen gegen den Luftstrom.
Der Wind läßt nach und die Äste ruckeln und zuckeln nur mehr
wenig herum. Sie erwarten sicher wieder einen stärkeren Windstoß, der bestimmt
noch kommt. Und schon wiegt er wieder die Bäume konzertiert und majestätisch
hin und her.
Hält plötzlich inne. Ein sanftes Säuseln bleibt über, das
zärtlich durch die Blätter streift. Für einen kurzen Moment schläft der Wind
gänzlich ein, kein Hauch; dann erwacht er wieder, räkelt sich genußvoll durchs
Geäst, liebkost die dargebotenen Zweige, dann kitzelt er sie ein wenig und
fängt beim Weidenbaum wieder mit dem Wogen an und geht dann damit auf die ganze
Baumgruppe über.
Das kleine Stück Verpackungsfolie am Fußboden, durchsichtig,
hebe ich auf und werfe es in den grünen Mistsack. Der Wind treibt immer noch
sein bewegendes Blätterspiel, Myriaden von Pappelflocken schweben durch die
Luft und senken sich langsam nieder um vom nächsten Windstoß wieder
durcheinandergewirbelt zu werden.
Schwindelgefühl streift mich. Das junge Summen und Singen im
unteren Stockwerk trägt Zuversicht und Freundlichkeit herauf.
Die Wellen und Schwingungen der Erde gehen durch mich
hindurch und bringen meinen Körper zum Schaukeln; so wie es der Wind bei den
Ästen der Bäume vorzeigt. Das Licht reflektiert jetzt an den glänzenden Flächen
des Raumes sehr stark.
Wieder erfaßt mich ein Schwindel, eine leichte Übelkeit,
nicht schlimm, gerade so, daß ich ein wenig ins Schwanken gerate und mich flau
fühle.
Ich denke, daß ich das Wetter spüre, im Alter immer empfindlicher
geworden.
(30./31.5/6.6.2017)
©Peter Alois Rumpf
Mai/Juni 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite