709 Die Katze kommt herein und maunzt
Die Katze kommt herein und maunzt mich an und ich vergesse
in zwei Sekunden, was ich schreiben wollte. Ich weiß nur noch, daß ich an den
Tod gedacht habe: was mir noch bleibt, ob ich noch irgendeine Lebensspannung
aufrecht erhalten kann oder nur mehr auf Mitleid und Einsehen von Freund Hein warte.
Eilig habe ich es trotzdem nicht. Ich kann schon noch
zwanzig, fünfundzwanzig Jahre aus dem Fenster schauen und mir im Aufwachen oder
vorm Einschlafen Notizen machen; die Frage ist, ob ich das tue, wenn die
Schreiberei bloß für die Schreibtischlade ist. Ich meine jetzt die Stelle, wo
ich meine Notizbücher und ausgedruckten Zettel deponiere.
Mit einem gewissen Wohlstand wäre mir das leichter. Ich sage
immer: Schwermut ist schöner, wenn man jederzeit im Kaffeehaus sitzen und ein
wenig reisen kann. Nichtstun. Von einem Garten rede ich gar nicht mehr. Und die
Reisen würden über Europa nicht hinausgehen; ich brauche keine große Welt.
Ich kann es drehen und wenden, wie ich will, ich
konstatiere, daß ich existentiell gescheitert bin. Es geht nur mehr darum, wie
ich das halbwegs „würdig“ zu Ende tragen kann, ohne zu verzweifeln oder
durchzudrehen, aber auch ohne allzuviel zu quasseln und Spompanadeln
aufzuführen.
Ich meine, ich bin eh nicht streng mit mir, nur ein bißchen
integer wäre schön.
Es muß ein seliger Zustand sein, nichts mehr zu wollen, kein
Ziel mehr zu haben, nichts mehr zu erwarten - nach einem erfüllten Leben.
Ich merke erst jetzt, wie wichtig es mir in den letzten zwei
Jahren war, fast täglich meine Texte ins Internet zu stellen; diese Möglichkeit
fehlt mir jetzt, und das bringt mich mehr durcheinander, als ich es für möglich
gehalten habe.
Wie auch immer, ein bescheidener Alterswohlstand wäre nicht
schlecht. Meinetwegen ohne Reisen, nur mit einem kleinen Auskommen ohne darben
zu müssen – das alles auf mitteleuropäisches Niveau berechnet.
Man wird wohl sich nach der Decke strecken müssen.
(30.5.2017)
©Peter Alois Rumpf
Mai 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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