670 Selbstmitleid verboten!
Es ist Morgen. Ich bin – übereifrig und gehorsam wie ich bin
– eine Stunde vor dem Weckerläuten von selber aufgewacht. Die würgende Angst
steigt schon in mir auf. Ein beinahe bewegungsloses Zittern breitet sich aus,
bleibt aber auf die Körpermitte konzentriert. Von mir ist schon nichts mehr
übrig. Mich gibt es kaum noch, nur mehr die Angst (wenn es mich überhaupt je
gegeben hat).
Ich weiß, du bist alt, Angst, aber was hast du mir heute
noch zu sagen? Daß mein Leben noch immer nicht in Ordnung ist und alle meine
Anstrengungen vergeblich waren? Daß ich mich zu wenig bemüht habe?
Das verstehe ich nicht; wenn du da bist, kann ich weder
denken, noch spüren, was los ist.
Mein Herz, klopft es noch, oder zappelt es nur mehr vor
Furcht? Mein armes verzagtes Herz, daß ich dir nicht mehr Mut habe schenken
können!
Wie lange werde ich das aushalten? Kann ich denn nie und
nirgends selbstverständlich sein? Ach! Laß das! Selbstmitleid verboten! Was
soll's! Ich werde mich wieder hinlegen und zudecken, bis sich mein Herz
beruhigt hat.
Aber es funktioniert nicht; ich zittere im Dunklen lediglich
dem Weckerläuten entgegen.
(18.4.2017)
©Peter Alois Rumpf April 2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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