667 Ich sitze nackt in der Arbeit
Ich sitze nackt in der Arbeit. Oder in einem Kurs, einer
Schulung – ich kann mich nicht mehr erinnern. Die anderen alle sind viel jünger
als ich und bekleidet. Ich halte es für selbstverständlich und für mein
selbstverständliches Recht, nackt zu sein. Ich fühle mich auch überhaupt nicht
als Provokateur. Aber ich weiß, die Jungen tun sich mit solchen Freiheiten
schwer. Sie verstehen das nicht mehr und sind von den amerikanischen Serien
puritanisiert. Ihnen zuliebe beschließe ich, mich anzuziehen. Und ich weiß ja
auch, wie sehr die auf Hygiene bedacht sind und wegen jeder kleinsten
Verschmutzung durchdrehen und sich ständig duschen müssen. Ich finde das
schädlich und lächerlich, aber ich weiß es.
Also krame ich in meiner Tasche herum und nehme eine Jeans
heraus. Ich ziehe sie an und stelle fest: die ist mir viel zu weit. Die könnte
ich zweimal um meinen Bauch wickeln. Ich wundere mich, aber ich freue mich
auch, daß ich so abgenommen habe. Erstaunt bin ich nur, daß ich schon einmal so
dick war. Kurz zweifle ich, ob das überhaupt meine Hose ist. Aber ein
Kontrollblick klärt: ja, das ist meine Tasche, aus der ich die Hose genommen
habe. Da ist noch eine andere Jeans in der Tasche, in etwas hellerem Blau. Ich
nehme sie heraus und … aufgewacht!
(13.4.2017)
©Peter Alois
Rumpf April 2017 peteraloisrumpf@gmail.com
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