581 Geistreise
Ich trete jetzt meine Geistreise an. Mit einem kurzen Blick
habe ich mein Zimmer inspiziert
1.) ob alles in Ordnung ist
2.) um es mir für die Zieleingabe bei der Rückreise einzuprägen,
damit ich wieder zurückfinde.
Der Start scheint sich zu verzögern. Ich jedoch warte
geduldig. Ich kenne das schon, früher oder später geht es dann doch los.
Ich habe die richtige Reisemüdigkeit, weiter unten im
Gefühlsstapel bemerke ich Neugier, aber auch Aufregung.
Kann es sein, daß ich noch etwas erledigen muß? Möglich, ich
werde nachschauen gehen.
…....
Ja, es war noch etwas zu erledigen. (Anmerkung des Autors:
Der Ich-Erzähler leistet sich da wieder ein Understatement, daß man ihm links
und rechts eine schmieren möchte! Ich habe Verständnis dafür, daß er nicht
alles erzählen will, aber die Angelegenheit so herunterzuspielen, nur damit er
irgendwie überlegen und cool dasteht – nein, das geht nicht!)
Ich beginne die Vorbereitungen nocheinmal von vorne. Ich
schaue mich im Zimmer um. Mein Blick ist jetzt heller und nimmt mehr auf. Meine
Erinnerung wird besser sein. Das Surren ist schon annähernd auf
Betriebstemperatur, das heißt, die transzendentalen Maschinen sind schon im
Warmlaufen. Ich warte geduldig. Ich habe keine Eile und genügend Zeit. Ja, ich
genieße die Wartezeit und ihre laute Stille. Das Surren geht schon fast in
Dröhnen über. Ich lasse meinen Blick wieder und wieder über die Zimmerwände
gleiten. Ein verborgener Gehalt scheint sich in den Bildern, die meine Sinne
aufnehmen, bemerkbar machen zu wollen. Ich bleibe aber ganz unaufgeregt, denn
ich weiß, sobald ich drüben bin, kann ich den verborgenen Sinn sehen.
Das Weckerticken verwandelt sich beinah in ein sprechendes
Geräusch, betonte – unbetonte Laute, lauter – leiser, höher – tiefer, schneller
– langsamer, ruhig und erregt, näher, ferner.
Die zwei Visionäre glurren mich mit ihrem drüben-Blick an;
sie schauen schon mit den anderen Augen. Wartet, bald komme ich nach.
(22./23.1.2017)
©Peter Alois Rumpf
Jänner 2017
peteraloisrumpf@gmail.com
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