489 Dechantlacke
Das Wasser der Dechantlacke ist ganz ruhig. Nur manchmal
läßt ein unbemerkter Hauch die gespiegelten Bäume zittern. Und jetzt flimmert
sogar ein Vogel, obwohl der hoch oben fliegt. Krähen schreien zum Abendgebet –
ich weiß, das ist eine unerlaubte Unterstellung und vermutlich furchtbar
falsch, sie würden sich sicherlich aufregen.
Züge, Autos und Flugzeuge rauschen, nicht der herbstlich
nebelbehauchte braune Wald, denn es geht kein Wind.
Dann donnert ein Flugzeug im Landeanflug auf Schwechat.
Vor mir leuchten noch die Beeren der Hagebutte, überm Wasser
drüben die welken Blätter der Birke und ihre weiße Rinde. Ganz hinten am
letzten Ufer hängt schon dichterer grauer Nebel. Ein schönes Grau, bergend,
einhüllend, nicht nur die letzten Farben, von denen noch viele da sind.
Kindergeschrei und Radfahrer. Trotzdem liegt eine Stille über dem Wasser; nur
ein Fisch durchbricht plötzlich die Oberfläche, springt in die Luft und klatscht erstaunlich laut wieder auf sein Lebenselement. Wie ein Fisch im Wasser, so
bewegt sich der … lassen wir das.
Am Himmel reißt es ein wenig auf, das bißchen letztes Blau
kommt noch durch, bevor es dunkel wird. Der Wald umschließt uns rundherum –
uns, die wir da auf Holzbänken sitzen oder stumm oder plaudernd vorbeiwandern.
Ein Schauder läuft durch meinen Körper. Hell leuchtet das blanke Holz am Ufer
bei diesem tiefen Wasserstand, aber auch das rindenumhüllte der lebenden Birken
und Pappeln. Und wieder ein kleiner Zug Wildgänse, diesmal fliegt er nach
Süden. Im immer dämmrigeren Licht bilden Bäume, Schilf, Gesträuch
geheimnisvolle Formationen. Die magische Stunde beginnt.
Gott ist mir kalt! Ich gehe wieder weiter.
(5.11.)
©Peter Alois Rumpf
November 2016 peteraloisrumpf@gmail.com
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