Sonntag, 6. November 2016

488 Mysterienspiel

Ich liege schlafbetrunken und traumberauscht unter der Decke – der Duft von Lourdes hat seine Schuldigkeit getan – eingerollt auf meiner rechten Seite und verliere/gewinne mein Wachbewußtsein abwechselnd. Im Morgengrauen dem Ruf der Meisterin gefolgt. Ich habe ohne jeden errare-humanum-est-Zynismus das Joch des Yoga angenommen. In ständigen inneren Polsprüngen verloren, die Magnetfelder ändern sich dauernd, orientierungslose innere Nordlichter entzücken mein aufgelöstes Bewußtsein zwischen Süden und Westen – soweit man das feststellen kann.
Ist es „Frau Tödin“ (L.I.), die ihre Hüftknochen an mich presst? Wer immer sie ist, sie wärmt mein Kreuz, an dem ich nicht hänge, dessen Schmerzen ich jedoch ganz ausgeliefert bin. Wir tun „lieb liegen“ (D.H.) und Wohlbefinden beginnt mich zu umhüllen wie ein Kokon. Ich selber hänge zwischen Traum und Wirklichkeit, Pseudo-Johannes steht vor dem Kreuz (wir sind im apokryphen Bereich), meine Kreuzschmerzen scheinen eingeschlafen zu sein, die dritte Stunde ist mir scheißegal, ich habe schon genug dafür bezahlt, mindestens dreißig Silberlinge. Na gut, nicht ganz; ich fürchte eine Chance verpasst zu haben. Wir drehen uns nach links und bleiben eingerollt. Die Wandlung hat schon stattgefunden, in Fleisch und Blut. Keine Tödin, denke ich, ein schöner Weiberarsch, der fühlt sich herrlich an. Wir ändern unsern Modus nicht und bleiben beim „lieb Liegen“. Bilder, Sätze, Texte platzen wie Seifenblasen in meinem Kopf und geben ihren Inhalt frei; im Halbschlaf schreiben muß ich mir noch besser antrainieren. Die meisten Bilder, Sätze sind schon wieder weg.
Vor welchem Tribunal bin ich denn gestanden? Wie ist es überhaupt so weit gekommen. Ich weiß nichts mehr; mein Bewußtsein, Denken hat sich entlang der Schrift ins Tageslicht gezogen; die Träume sind vorbei. Aus mit den Mysterien. Ich habe Hunger und brauche jetzt ein Frühstück.
Die nächste Generation ist schon am Werken, sie bricht schon auf, ich höre, wie sie los geht.




(5.11.)











©Peter Alois Rumpf    November 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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