Dienstag, 4. Oktober 2016

457 FKK

Mir hat geträumt, daß ich als Chorsänger in der Kirche wie alle anderen Sänger auch bei der Osterliturgie nackt auftreten muß, als Zeichen der Demut. Aber irgendwas stimmt nicht, denn ich bin der einzige Nackte. Es scheint der falsche Moment zu sein, zu früh vermutlich. Oder will sich sonst keiner die vorgeschriebene Blöße geben? Geht es sich noch aus, mich schnell anzuziehen, bevor der Gesang losgeht? Und wo habe ich mein Gewand überhaupt abgelegt? Der Chor steht übrigens vorne beim Altar, für alle gut sichtbar. Ich werde durch das Aufwachen aus der unguten Situation gerettet. Richtig schwer peinlich war sie mir nicht. Ich war eher verwirrt darüber, was jetzt los ist und was jetzt gilt.

Draußen regnet es und ich genieße die angenehmen, melancholischen Geräusche der auffallenden Regentropfen. Aber etwas ratlos bleibe ich doch zurück, was will mir der Traum bedeuten?
Diesmal besteht der Dreiklang aus Regen, Weckerticken und Ohrensurren. Der Nachhall des Traumes läßt meine Schreiberei nicht Fahrt aufnehmen, ich bleibe immer wieder stecken. Meine Gedanken kehren immer wieder zum Traum zurück, ohne jedoch damit weiterzukommen. Das Surren in den Ohren ist so laut, als wäre ich die ganze Nacht in einer bis zum Anschlag aufgedrehten Disco gewesen. Jetzt heult mich auch die Lüftung aus dem Lichtschacht an, aber gedämpfter, denn ich halte das Fenster geschlossen.

Am Liebsten würde ich heute nichts tun. Gar nichts! Nur der Stimmung meines Traumes und meines Daseins nachspüren, zu erfühlen versuchen, was die Botschaft ist – von beiden: Dasein und Traum. Und nachdenken, was das bedeuten soll. Es würde mir sicher viel einfallen. Aber die kontemplative Lebensweise wurde schon vor Jahrhunderten von der dummdreisten Rationalität zerstört. Spätestens mit Joseph dem Zweiten.
















©Peter Alois Rumpf    Oktober 2016     peteraloisrumpf@gmail.com

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