452 Unsere tägliche Angst gib uns heute
Abend
Wenn ich heute den Mund aufmache, kommt Jammern und
Verzagtheit heraus. Wenn ich den Mund halte, dann habe ich das Heulen hinter
den Augen. Ich fühle mich erschöpft. Körperlich und seelisch erschöpft. Vor
allem meine Seele ist müde. Sicher, auch mein Körper wehrt sich immer wieder;
Schmerzen im Rücken, im Fuß, manchmal in den Beinen und im Nacken. Mal mehr,
mal weniger. Die Müdigkeit der Seele jedoch macht mir mehr Sorgen. Wenn meine
Seele nicht mehr da sein will?
Meine Seele fühlt sich heute einsam hier. Alleinsein macht
mir meistens nichts aus, im Gegenteil, meistens habe ich Alleinsein gern.
Einsam bin ich eher unter Menschen. Es stimmt, ich fühle mich oft fremd in der
Welt, ganz fremd. Nur provisorisch, auf Besuch, auf einem Ausflug, dann geht es
wieder zurück in meine eigentliche Heimat. Aber gibt es die überhaupt?
Manchmal sehne ich mich sehr nach einer verwandten Seele,
nach jemandem, der oder die die gleiche Spur verfolgt. Einen Weggefährten, eine
Weggefährtin. Gerade dann, wenn mir die Welt mit ihrem Geschrei in den Ohren
dröhnt.
Morgen
Der Wind schlägt leise und sanft die Fensterflügel
aneinander. Körper und Seele sind gut ausgeschlafen. Der lange, intensive Traum
– bedeutungsschwer und voller Botschaften – ist mir beim Aufstehen entglitten.
Ruhig und friedlich liege ich da. Aber die Ansprüche des Tages machen mich
gleich nervös; es fällt mir ein, was ich heute zu erledigen habe, und gleich
macht sich Panik in meinem Bauch bereit. Der Friede der ersten Minuten ist
vorbei, die Angst hat sich in meiner Körpermitte festgekrallt. Ich lege mir in
Gedanken Schritt für Schritt fest, wie ich das Problem wenigstens vorläufig
erledigen kann; das beruhigt ein wenig meinen Geist, aber meine Seele bleibt in
Panik. Mit ist fast schlecht vor Angst; ich bin hier herunten heillos
überfordert.
©Peter
Alois Rumpf September 2016
peteraloisrumpf@gmail.com
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