Freitag, 18. Oktober 2024

3824 Die Tür ist offen

 



8:48 a.m. So spät bin ich heute aufgewacht. Der Holzrabe am Fenster schaukelt so lieblich in der Aufwärme, die Holzmöwe neben mir setze ich selbst aus Gründen der Gerechtigkeit und Gleichberechtigung in Bewegung. Alles gefällt mir hier, auch diejenigen Bücher, die gar so schief im Regal querliegen. Die Tür ist offen, das Rollo hochgezogen: es ist hell hier herinnen. Ich stelle mir nun vor, hier in meinem Zimmer in meinem Bett zu sterben; wie das so wäre mit dem letzten Blick: in meiner Vorstellung ist das schön; ich bilde mir ein, ich könnte mich gut verabschieden, oder gar herzlich über mein Sammelsurium da lachen. Aber klar: noch hackt der Tod nicht herein: das, was dann hereinbricht, könnte die Idylle sehr, gar sehr stören.

Ich hatte für heute vorgehabt, wieder einmal mein Lieblingscafé aufzusuchen, zum ersten Mal in dieser Woche, wenn ich mich nicht irre, aber ich bin mir nicht mehr sicher, bin unentschlossen geworden, regelrecht ängstlich und scheu. Ich will mein Zimmer, die Wohnung nicht verlassen. Ich wundere mich, aber gut, dann bleibe ich noch im Bett und lese.


10:45 a.m. Satt und zufrieden vom Lesen (Barbara Frischmuth, Die Mystifikationen der Sophie Silber) bin ich jetzt hungrig nach Nahrung geworden. Ich räkel mich noch und werde mich bald strecken und aufstehen, rasieren, das Gesicht waschen, mich ankleiden und dann hinuntergehen, mir ein Frühstück zu bereiten.


(Was er nicht erwähnt hat: sich das Kreuz mit einer Schmerzcreme einschmieren, aufs Klo setzen etcetera, Zähne putzen und Gebiss einfügen, Tablette gegen den Fußpilz einnehmen, am Smartphone nach Nachrichten gucken – der gnadenlose (und tumbe) innere Wahrheits- und Vollständigkeitsfanatiker)


(18.10.2024)


©Peter Alois Rumpf Oktober 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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