Mittwoch, 20. März 2024

3601 Halte den Atem an

 



11:5015 a.m. In der beige-gelben Welt ticken gleich zwei Sekundenzeiger an zwei im Abstand von ein paar Metern an derselben Wand hängenden Uhren absolut synchron meine Lebenszeit ab (wären es drei wie die Nornen, würde ich mir Sorgen machen). Mir schwirrt es noch im Kopf vom Ausdauertraining. Ich mach auf dieser kurzen Schreibstrecke Lese- und Schreibfehler, lese die Uhrzeit falsch ab beziehungsweise notiere sie falsch. Eine halbe Stunde Pause. Wieder registriere ich den abgebrochenen Kleiderhaken da an der Wand, aber er bedeutet mir heute nichts – zwar hatte ich mein Studium abgebrochen, aber später dann doch abgeschlossen. Es müßte zumindest ein reparierter Kleiderhaken sein um mir etwas zu sagen, oder? Oder was! Oder ist meine Reparatur gar nicht gelungen? Die Klappe im Briefschlitz in der Tür des Trainingsraumes, wo man die Behandlungskarten einwerfen muß um dranzukommen, bewegt sich im Luftzug, aber schlägt nicht an. Man hört kein Klappern, nichts. Das Phänomen interessiert mich: viel Bewegung, kein hörbarer Effekt. Ein Haschen nach Wind. Aber schaut doch schön aus. Ich stelle soeben fest: die Klappe schaukelt auch nach dem Einwerfen einer Behandlungskarte, und sie schaukelt sehr lange aus, unglaublich lange. Was ist mit meinem Gehirn? Es sollte jetzt mehr Sauerstoff haben und es sollte ihm Gescheiteres einfallen. Mein Körper ist immer noch vom Ausdauertraining erschöpft. Der Infoscreen an der Wand schreibt: „Halte den Atem an und zähle bis sieben!“ Dafür bin ich schon zu alt. Jetzt schreibt er: „Öffne das rechte Nasenloch und atme aus!“


(19.3.2024)


©Peter Alois Rumpf März 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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