Freitag, 15. März 2024

3595 Danksagung

 



Innere Père-Ubu-Musik-Passagen bereichern meine schrille innere Akustik an diesem frischen, frühlingshaften Morgen, an dem wie so oft ein helleres Grau in meiner Kemenate (um 8 Uhr springt die Heizung an) die äußere Morgensonne andeutet. Heute habe ich viel Zeit. Ach! Wie schön das ist, aufgewacht und ohne Stress im Bett zu hocken! Die Seele darf sich Zeit lassen, sich für die Welt zu rüsten. Du meiner Seel! Fast darf ich mich jetzt glücklich nennen! Da hole ich gleich viel Luft und atme sie in einem erleichterten Seufzer aus. Nicht sehr aufmerksam, aber liebevoll wandert mein Blick durch das Zimmer. Und all diese Schönheit habe ich gestaltet und geschaffen! (Er meint die Gestaltung und seine paar Bilder hier. Dass er Haus und Mauern nicht gebaut hat, weiß er schon. Und dass das Haus damals den jüdischen Besitzern geraubt wurde, weiß er auch. Und dass dieses Haus unter den Nazis ein Sammellager für Juden vor ihrer Deportierung in die KZ war, weiß er auch. Und auch, dass er die Wohnung weder erworben noch gemietet hat und sie sich niemals leisten könnte, weiß er. Und dass ein anderer mit seiner Frau und seinen Kindern sie vor Jahren hergerichtet hat, weiß er. Und dass die ganze Familie an der Gestaltung mitgewirkt hat, weiß er. Trotzdem darf er das sagen – glaube ich – besonders auf sein Zimmer bezogen; da will ich ihn in Schutz nehmen – der innere Korrektor. Und „Danke!“ sagt er auch.)

Das Handy düdelt in meine Andacht hinein, aber kann mich nicht stören. Ich merke, dass sich meine linke Hand verkrampft hat, wie sie das Notizbuch hält, und ich lockere den Griff. Bald ist meine Seele für den Alltag bereit.


(15.3.2024)


©Peter Alois Rumpf März 2024 peteraloisrumpf@gmail.com

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