Montag, 3. Juli 2023

3267 Mein heimlicher Garten

 



Ich sitze bei meinem klandestinen Garten am Donaukanalufer auf den oberen Steinen der Uferböschung. Ein Touristenboot ist vorhin flußaufwärts gefahren und ich bin am Ufer gestanden. „Soll ich winken?“ frug ich mich und warum einem das bei Schiffen immer so ankommt und anmutet, aber heute sage ich mir „Nein, das ist zu kindisch und zu aufdringlich!“ Aber ein Mann im Boot winkt mir und ich winke zurück und das halbe Boot winkt wiederum mir zurück. Ich weiß, das ist fast so etwas wie ein Brauch und ganz üblich, dennoch sind mir gleich die Tränen gekommen. Das mich jemand wahrnimmt! Ich habe mich wirklich gefreut über diese Begegnung der leichteren und freundlichen Art.

Ein älterer Mann (obdachlos?) geht die Uferböschung hinunter, zieht seine Hose aus, riecht an ihr, steigt auf den Steinen ganz zum Wasser und wäscht seine Hose darin. Der giftige Gestank, den der Sprayer und die Sprayerin - letztere wird gefilmt und interviewt - mit der Arbeit an ihren Graffiti auf den Steinmauern parallel zur Straße hin erzeugen, geht mir gehörig an Nerven und Nieren. Wörtlich! Mir wird vom Gestank von Lack jedesmal schlecht.

Ich gehe jetzt über die Brücke und sehe nun den älteren Mann, wie er sein Hemd auszieht und es ebenfalls im Fluß wäscht. Dann klettert er mühsam das Gleichgewicht haltend die Steine zur Böschung hinauf, drückt seine Wäsche sorgfältig aus und breitet sie liebevoll und sie glättend und ausstreichend zum Trocknen im Gras aus.

Ich mach genau in der Mitte der Brücke noch meine übliche Wasser-Feuer-Luft-und-Erde-Andacht und gehe dann weiter zu meiner Psychotherapie.




(3.7.2023)

Peter Alois Rumpf Juli 2023 peteraloisrumpf@gmail.com

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