Sonntag, 26. Februar 2023

3102 Etwas zach

 

Frühstück außer Haus. Das Café ist voll und alles läßt sich etwas zach an. Mein Gruß wird von niemandem erwidert (ist mir eh recht! Wenn ich das gewußt hätte, hätte ich mich gar nicht so angestrengt). Ich glaube – mit Verzögerung – dass meine Bestellung falsch verstanden wurde. Laut rufend habe ich das korrigiert; wußte nicht, dass ich mich hier und da so laut und bestimmt äußern kann. Ich glaube, der Chefin geht das auf die Nerven. Bin ich nicht esoterisch genug? Unter den feinen Menschen fühle ich mich immer als rustikaler, stinkender Tolpatsch ohne Manieren. Die Kellnerin – so kommt mir vor – habe ich mit meinem Charme herumgekriegt, sodass wir über das Mißverständnis lächeln. Vielleicht bin ich zu dialektal hier (umgekehrt: zu schnöselig, kann ich mich auch reinsteigern). Schön ist es hier schon. Und bunt und die Sonne macht sich jetzt an der südlichen Glasfassade bemerkbar. Vielleicht bin ich zuwenig lichtdurchflutet für dieses Lokal. Ich sehe gerade: andere tun sich auch schwer, hereinzukrabbeln, einen Platz zu finden und wählen; auch sie sind still und leicht zu übersehen. Ich könnte hier auch zu alt sein, fällt mir ein, eine senile Mumie. Eine Person hier herinnen schätze ich altersmäßig wie mich ein, aber sie wirkt sehr souverän; die kommt gar nicht auf die Idee, ihre Anwesenheit hier in Frage zu stellen. Egal ob ich die Stimmung hier richtig einschätze oder ob ich in reinen Projektionen unterwegs bin: allmählich beginne ich wie auf Nadeln zu sitzen. Zumindest lege ich mir einen nachdenklichen Blick zu.

 

(24.2.2023)

©Peter Alois Rumpf  Februar 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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