3102 Etwas zach
Frühstück außer Haus. Das Café ist voll und alles läßt sich
etwas zach an. Mein Gruß wird von niemandem erwidert (ist mir eh recht! Wenn
ich das gewußt hätte, hätte ich mich gar nicht so angestrengt). Ich glaube –
mit Verzögerung – dass meine Bestellung falsch verstanden wurde. Laut rufend
habe ich das korrigiert; wußte nicht, dass ich mich hier und da so laut und
bestimmt äußern kann. Ich glaube, der Chefin geht das auf die Nerven. Bin ich
nicht esoterisch genug? Unter den feinen Menschen fühle ich mich immer als
rustikaler, stinkender Tolpatsch ohne Manieren. Die Kellnerin – so kommt mir
vor – habe ich mit meinem Charme herumgekriegt, sodass wir über das
Mißverständnis lächeln. Vielleicht bin ich zu dialektal hier (umgekehrt: zu
schnöselig, kann ich mich auch reinsteigern). Schön ist es hier schon. Und bunt
und die Sonne macht sich jetzt an der südlichen Glasfassade bemerkbar.
Vielleicht bin ich zuwenig lichtdurchflutet für dieses Lokal. Ich sehe gerade:
andere tun sich auch schwer, hereinzukrabbeln, einen Platz zu finden und
wählen; auch sie sind still und leicht zu übersehen. Ich könnte hier auch zu
alt sein, fällt mir ein, eine senile Mumie. Eine Person hier herinnen schätze
ich altersmäßig wie mich ein, aber sie wirkt sehr souverän; die kommt gar nicht
auf die Idee, ihre Anwesenheit hier in Frage zu stellen. Egal ob ich die Stimmung hier richtig
einschätze oder ob ich in reinen Projektionen unterwegs bin: allmählich beginne
ich wie auf Nadeln zu sitzen. Zumindest lege ich mir einen nachdenklichen Blick
zu.
(24.2.2023)
©Peter Alois Rumpf Februar
2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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