3097 Hinterhof
7:58 a.m. Meine
Ohrensurrerei erweist sich heute als sehr lebendig und von variantenreicher
Monotonie. Zuerst sticht es in der rechten Ferse, und als das vorbei ist im
Herzbereich. Dann verändert sich das Phänomen zu einem ziehenden Druck in der
Gegend zwischen Oberlippe und Nase. Unten beginnt der Alltag. Ich schlafe in
meiner Hockposition ein. Jetzt aber will ich mich flachlegen.
12:05.
13:04. Ich muß etwas
schreiben! Ich kann die Stelle nicht auch noch leer lassen, wie ich es schon
bei 12:05 getan habe. Ich probier’s im Atelier beim großen, hellen Fenster:
draußen ein grauer Glanz, also wolkiges Sonnenlicht; die Essigbäume in grauer
Rinde, der Weidenbaum wirkt fast schwarz, wie er seine Zweige vorm grauweißen
Himmel streckt. Er merkt es, dass ich ihn anschaue und darüber schreibe, denn
jetzt bewegt er grüßend seine Zweige (ich sehe nur den jüngeren Teil seiner
Krone, den der über das Nachbarhaus ragt). Auch hier und nun surren die Ohren
und mein Herz wirkt ein wenig bedrückt. Jetzt kommt direkteres Sonnenlicht
durch und die Äste und Zweige der Essigbäume ziehen glänzende Streifen und
Muster auf. Die Häusermauern leuchten in zart und schön und zärtlich
schwächelndem Sonnenlicht und zeigen die bläulich grauen Schatten der kahlen
Äste der Essigbäume, an denen mir erst jetzt auch ein rötlicher Farbton
auffällt. Die Wolken verdecken wieder die Sonne zur Gänze, keine richtigen
Schatten mehr, kein Glänzen, das sich von selbst aufdrängt. Jedoch auch so eine
verhalten schöne, im Geheimen und erst auf den zweiten oder dritten Blick sehr
intensive – der Blick muß bereit sein, sich noch mehr zu öffnen – zarte
Farblandschaft in unserem Hinterhof.
(22.2.2023)
©Peter Alois
Rumpf Februar 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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