3099 Zuerst das Fressen
12:39. Madame ist
eigentlich ein, zwei, wenn nicht drei Nummern zu groß für mich, als dass sie
sich mit mir abgibt, aber ich entwickle im Traum eine unglaubliche
Überredungs-, Bearbeitungs- und Manipulationskunst, dass es mir gelingt, sie
mir gewogen zu machen. Ich täusche Weltgewandtheit und ein Selbstbewußtsein so
gekonnt vor, dass ich selber nur so staune. Schaut gut aus, dass ich bei ihr
lande!
Aufgewacht bin ich immer noch verwirrt und irritiert und
weiß das Ganze nicht einzuordnen. Also probieren wir’s:
Ich habe gestern bis heute nach drei, fast bis vier Uhr
morgens gelesen (obwohl das Buch Ulrich Bechers „kurz nach 4“ heißt) und
bin dann relativ schnell eingeschlafen (obwohl die Geschichte auch
Schlaflosigkeit behandelt). Knapp vor acht hat mich die Katze geweckt und ich
bin in die Küche hinunter, habe den vertrockneten und unansehnlichen Rest
Katzenfutter entsorgt, das Schüsserl ausgewaschen, eine kleine Portion frisches
Futter reingegeben, die tägliche Tablette gegen ihren Tumor drauf. Die Katze
ist mir jedoch gar nicht hinunter in die Küche gefolgt, also ging es ihr gar
nicht ums Fressen (um die Moral vermutlich auch nicht, oder?). Sie hat vor
meinem Bett auf mich gewartet, also ging es ihr ums Schmusen. Ich habe sie, nachdem
ich zu Bett und sie heraufgehüpft ist, ausdauernd gestreichelt und bin dabei
immer wieder eingepennt, während sie geschnurrt hat. Als sie genug hatte, ist
sie gegangen und hat mein Zimmer verlassen. Um zirka 9:30 hat sie mich – wie
immer, wenn sie die Tageskinder kommen hört – neuerlich geweckt, wollte zu mir
und ausführlich gestreichelt werden, bis sie wieder genug hatte. Da habe ich
mich wieder zum Schlaf gebettet und weitergeschlafen, gegen Ende zu einige
Träume absolviert; der letzte und einzige, der mir in Erinnerung geblieben ist,
war der eingangs geschilderte.
Wer ist die Madame im Traum? (Die Katze übrigens nenne ich
nur ironisch und neckend „Madame La Chatte“ oder „Madame Mi-Tsi“; sie ist von
mir abhängig und zu einem Leben nach menschlichen Vorgaben verdammt; ich neige
dazu, sie von oben herab zu verwöhnen.) Aber wer ist die Madame aus dem Traum
und wofür steht sie? Für die Welt? Die Gesellschaft? Das Universum (das in
Wahrheit weiblich ist)?
So nebenbei döse ich noch vor mich hin: weil die Tageskinder
jetzt mittagsschlafen, kann ich mir keinen Kaffee zum Frühstück machen, da zu
laut, also bleibe ich im Bett und werde wieder lesen.
(23.2.2023)
©Peter Alois
Rumpf Februar 2023 peteraloisrumpf@gmail.com
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