Sonntag, 15. Januar 2023

3051 Nerven

 

Grün und weiß sind die dominierenden Farben im Wohnzimmer von der Schlafkoje aus gesehen. Befremdliche Musik kommt aus dem Radio in der Küche. Die Wimpern meines linken Auges bleiben ständig am Glas der Lesebrille picken. Ich wische beide Augen aus und streiche auch die Augenbrauen glatt, aber etwas stimmt nicht. Die Kaffeemaschine zischt höchst erregt. Jetzt redet einer nervtötend aus dem Radio, weil so laut, dass meine Aufmerksamkeit ständig und unweigerlich angezogen wird und das Gerede nicht ignorieren kann, aber so weit weg und so verzerrt, dass ich nichts verstehen kann. Das ist sehr frustrierend.

Ich versuche, mich vom Akustischen weg auf des Optische zu konzentrieren, aber keine Chance: mein Geist bleibt gefangen und ich sitze wie auf Nadeln. Ich probiere – wie ein Yogi – in diese Radio- und Küchengeräusche hineinzugehen wie in einen Schmerz, geduldig, und die ganze Szenerie zu akzeptieren, wie sie ist; liebevoll in meinen Frust hineinzufühlen, aber es gelingt nicht. Es ist als würde jemand meine Nerven schmirgeln.

 

(15.1.2023)

©Peter Alois Rumpf  Jänner 2023   peteraloisrumpf@gmail.com

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