Donnerstag, 15. Dezember 2022

3018 Das schönere Leben

 

10:44 a.m.  Ein gemütlicher Morgen. Ich bleibe noch im Bett. Wärme mich und lasse alles ausklingen, bevor ich aufstehe: die Nacht, den abendlichen Roman, die Träume, mein Gedankenkarussell … bis ich bereit für den Tag bin. Interessanterweise spüre ich am Hintern die ständig runterrutschende Unterhose, die ich vor zwei oder drei Tagen anhatte. Dabei bin ich jetzt im Pyjama und liege im Bett. Erinnert sie mein Arsch und reproduziert und rekapituliert seine Erlebnisse von vor zwei, drei Tagen? Zerfällt meine körperliche Monarchie in unabhängige Republiken? Sozusagen die Schöpfungsgeschichte rückwärts? Was macht dann mein Ich? Abdanken? In Pension gehen? Egal! Noch halten mich Bettdecke und Selbstironie beisammen.

Ach es ist so schön im Bett zu schreiben! Gottseidank bin ich kein Maler mehr! Dieses ständige Herumschleppen von Bildern und Material, die ewigen Transport- und Lagerprobleme. Fürs Schreiben brauch ich nur Notizbuch, Pilotstift und Lesebrillen; alles andere kommet von selbst. Obwohl: manchmal sehne ich mich nach Zeichnen und Malen, aber ich komme nie über die Barriere beim Start. Und: so schön ich es jetzt habe: manchmal sehne ich mich auch nach meinen Tensegrity-Übungen. Letztens sind mir beim Krimischauen die Tränen gekommen, weil eine Frau  im Film (Nebenrolle) in einer Arbeitspause Tai-Chi geübt hat (war für ein Alibi wichtig). Aber auch da komme ich nicht mehr über das erste innere Hindernis.

Nun gut, mein Hintern presst sich jetzt ins Leintuch, das matratzengestützt zurückpresst. Die Beine angezogen, auf den Oberschenkeln das Notizbuch, leicht nach links geneigt lehne ich in den Pölstern, das Licht der Leselampe auf die aufgeschlagenen Seiten, auf Hände und Schoß. Der orangene Pilotstift, der schwarz schreibt, ein paar legasthenische und/oder demente Schreibfehler … kann es ein schöneres Leben geben?

 

(15.12.2022)

©Peter Alois Rumpf  Dezember 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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