3018 Das schönere Leben
10:44 a.m. Ein
gemütlicher Morgen. Ich bleibe noch im Bett. Wärme mich und lasse alles
ausklingen, bevor ich aufstehe: die Nacht, den abendlichen Roman, die Träume,
mein Gedankenkarussell … bis ich bereit für den Tag bin. Interessanterweise
spüre ich am Hintern die ständig runterrutschende Unterhose, die ich vor zwei
oder drei Tagen anhatte. Dabei bin ich jetzt im Pyjama und liege im Bett.
Erinnert sie mein Arsch und reproduziert und rekapituliert seine Erlebnisse von
vor zwei, drei Tagen? Zerfällt meine körperliche Monarchie in unabhängige
Republiken? Sozusagen die Schöpfungsgeschichte rückwärts? Was macht dann mein
Ich? Abdanken? In Pension gehen? Egal! Noch halten mich Bettdecke und
Selbstironie beisammen.
Ach es ist so schön im Bett zu schreiben! Gottseidank bin
ich kein Maler mehr! Dieses ständige Herumschleppen von Bildern und Material,
die ewigen Transport- und Lagerprobleme. Fürs Schreiben brauch ich nur
Notizbuch, Pilotstift und Lesebrillen; alles andere kommet von selbst. Obwohl:
manchmal sehne ich mich nach Zeichnen und Malen, aber ich komme nie über die
Barriere beim Start. Und: so schön ich es jetzt habe: manchmal sehne ich mich
auch nach meinen Tensegrity-Übungen. Letztens sind mir beim Krimischauen die
Tränen gekommen, weil eine Frau im Film
(Nebenrolle) in einer Arbeitspause Tai-Chi geübt hat (war für ein Alibi
wichtig). Aber auch da komme ich nicht mehr über das erste innere Hindernis.
Nun gut, mein Hintern presst sich jetzt ins Leintuch, das
matratzengestützt zurückpresst. Die Beine angezogen, auf den Oberschenkeln das
Notizbuch, leicht nach links geneigt lehne ich in den Pölstern, das Licht der
Leselampe auf die aufgeschlagenen Seiten, auf Hände und Schoß. Der orangene
Pilotstift, der schwarz schreibt, ein paar legasthenische und/oder demente
Schreibfehler … kann es ein schöneres Leben geben?
(15.12.2022)
©Peter Alois
Rumpf Dezember 2022 peteraloisrumpf@gmail.com
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