Mittwoch, 16. November 2022

2974 Fragen

 

9:02 a.m.  Die Katze ist gefüttert und ich bin wieder ins Bett zurück gekrochen. Meine Augen jucken und tränen. Als ich mir mit der Linken die Augen auswischen will und deshalb den Arm im Halbkreis zum Gesicht bewege, streife ich mit den Fingern unabsichtlich am metallenen Schirm meiner Leselampe, der nahe an meinem Gesicht steht, und schlage damit einen schönen, in dieser Morgenstille schockierend lauten Ton an, der relativ flott, aber nicht unfeierlich verklingt. Ich wiederhole diesen Ton mit Absicht, um ihn besser beschreiben zu können, aber nur einmal, denn eigentlich verliert er dabei seine existentielle, ergreifende Aura. Jetzt surrt es wieder wie üblich: schrill, laut, mehrstimmig, wie ein fernes, monotones, hintergrundrauschiges, gnadenloses und unpersönliches Orchester. Aber ich halte die Stellung. Ich versuche, ganz genau zuzuhören, verliere ständig die Konzentration und vergesse so meine Hintergrundmusik. Ich führe meine Aufmerksamkeit wieder zur Surrerei zurück und tauche in die komplexe Tonalität ein. Einen kurzen Moment kommt mir vor, als könnte ich aus dieser Fülle einzelne Hilfeschreie herausfiltern, aber sicher bin ich mir nicht. Woher kämen die? Aus den Tiefen des Universums? (Fürchtet sich Gott inzwischen vor seiner Schöpfung?) Oder naheliegender aus den Tiefen meiner Seele? Will wer gerettet werden und sich so bemerkbar machen? Aus meiner Lebensgeschichte? Von meinem persönlichen Urknall am Anbeginn meines Lebens? Wollte ich hier nicht landen?

 

(16.11.2022)

©Peter Alois Rumpf  November 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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