2815 Meine Füße riechen
2:27 a.m. Meine Füße riechen nach dem schon etwas
überständigen Foot-Balm, mit dem ich die Wunden und Schrunden meiner Fersen,
Fußsohlen und Zehen eingeschmiert habe. Ansonsten eben eine Tropennacht, weit
über 20 Grad. Ein paar arme Insekten kommen vom Licht meiner Leselampe nicht
los und bei ihren Befreiungsversuchen landen sie immer wieder auf meiner Haut.
Obwohl sie das gar nicht wollen – da bin ich mir sicher. Soll ich das
Oben-ohne-Photo meiner Frau, lang vor meiner Zeit, hinter dem Photo meiner Frau
aus meiner Zeit – grantig und gekränkt bei Nudeln mit roter Sauce –
hervorholen? Ich weiß nicht recht. Sie ist da in einem anderen Leben, in dem ich
nichts verloren habe.
Jetzt, allmählich, wird der Lufthauch etwas kühler. Mein
Geist will auch noch nicht schlafen; er kiefelt noch am meiner Ungebildetheit
herum. Warum lacht er nicht einfach, wenn mein Leben längst schon lächerlich
ist? Vor wem sollte ich mich noch schämen?
Oh! Auf einmal ist mein Blick so ungewöhnlich klar: mein
auferstandener Dschiezzas scheint Sirtaki zu tanzen. Oder Kasatschok.
Die Geliebte vom Munch erinnert mich an jemanden. Mein
wandelnder Priester ist heute besonders scheinheilig; mehr schiefer Kopf geht
nicht. Die Prostituierte von Modigliani hält den ihren in die andere Richtung
schief.
Zu den Sprüngen in meinem Ohrensausen knackt es richtig laut
und deutlich. Meine Insekten kämpfen immer noch. Ihnen zu Liebe drehe ich jetzt
das Licht ab, und lege mich ohne Polster auf den Rücken, um mein verkrampftes
Kreuz absinken zu lassen. Ein Vorgang, der in den ersten Sekunden atemberaubend
schmerzt. Dann wird der Schmerz etwas schwächer und es geht weiter bis alle
Knorpeln und Knochen abgesenkt sind.
(26.7.2022)
©Peter Alois Rumpf Juli 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
0 Kommentare:
Kommentar veröffentlichen
Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]
<< Startseite