2812 Riesenfalle
9:30 a.m. Nachdem ich verschlafen die Katze gefüttert, die
sonnseitigen Fenster geschlossen und verdunkelt und sämtliche Pflanzen gegossen
habe, stelle ich fest: ich bin einen Meter größer. Ich blickte gar nicht
richtig in den Spiegel und zack! Ein Meter größer! Zumindest einen halben
Meter. Dabei hatte ich mich nicht etwa aus meiner ständig verkrümmten Haltung
aufgerichtet. Nein, habe ich nicht. Einfach so. Einfach so habe ich mich als
Riese gesehen und empfunden.
Aber jetzt hänge ich schon wieder im Bett und suche mein
inneres und äußeres Gleichgewicht in der höher und höher fahrenden Hitze zu
erlangen, einer Hitze, die mich schwindlig gemacht hat. (Und mein Gleichgewichts-
und Wahrnehmungssystem wird sich auch erst an die neue Größe von 2,77 Meter
gewöhnen müssen. Nachtrag vom Tippser.)
Ich lausche nun den Gesängen und Jubelschreien der
stiegensteigenden Tagis, als mich eine große, große, übergroße Müdigkeit befällt.
Offensichtlich bin ich noch nicht ausreichend ausgeschlafen. (Und mein
Kreislauf wird auch von der neuen Größe von zwei Meter siebenundsiebzig noch
überfordert sein. Nachtrag vom Tippserling.)
Ein Angstanfall schleicht sich heran und will mich besteigen,
aber ich gebe ihm keine Chance. Hinter meinen Augenlidern geht ein verwirrender
Krimi los. Wieder da-da: Baustellenlärm: wie ich immer sage: die dürfen alles.
Die Rettenschoesser Lichtflecken isolieren sich aus dem Bild heraus und machen
sich substantieller. Mali Lošinj ist jetzt ganz klar, perspektivisch und
plastisch. Meine linke Hand verkrampft sich fast bis zum Herzen. Die Unruhe der
noch offenen Fenster. Ich muß noch Schlaf nachholen. Nein, ich steige doch
gleich in die Wanne mit dem kalten Wasser. Ein ungewöhnlich blaues Buch im
Regal fällt in meinen Blick; ich kenne es nicht und das spezielle Blau ist mir
noch nie aufgefallen.
(25.7.2022)
©Peter Alois Rumpf
Juli 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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