2670 Die 39. Minute
10:15 a.m. Mir träumte, ich hätte eine Kuh befreit und in
den Wald geführt; ein wenig unsicher war ich, ob das gut ist und der richtige
Ort. Dann erschien meine Frau und deutete mir, sie wolle unbemerkt und
unerkannt bleiben. Also nicht ansprechen. Jedenfalls war das ihr Geist; für den
„realen“ Körper war sie zu durchscheinend. Mali Lošinj und Rettenschoess zeigen
ihre volle Dramatik, Veli Lošinj und Riesneralm ihre volle Strahlkraft. Also
links ist die Welt aufgewirbelt, rechts ruhig und meditativ (vom Betrachter aus
gesehen). Manchmal rückt die Wand ein wenig auf mich zu, aber bedrohlich ist
das nicht. „Leben“ scheint meine neue Lieblingsstelle im Bücherregal zu werden.
Rechts oben über dem Auge wandert ein sanfter Lichtpunkt bergab und verglüht
wie eine Sternschnuppe. Ich öffne meine leicht verkrampfte linke Hand, die das
Notizbuch gehalten hat. Meine traumverklebten Augen tränen, aber alles in allem
ist alles friedlich. Selbst eine Klospülung aus dem Lichtschacht kann elegisch
klingen: sie scheint zu singen: „c'est la vie!“ Ich atme ein, ich atme aus: die
39. Minute nach zehn.
(22.4.2022)
©Peter Alois Rumpf April 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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