2663 In der Fremde
Die Möwe neben mir schaukelt, zappelt, flattert und pendelt
aufgeregt und beginnt sich dann zu beruhigen. Das Surren hat heute einen
elektrisch inspirierten Grundton und schrille Obertöne. Das füllt den gesamten
Hörraum. Ein bißchen wie Fieber, aber ohne Fieber. Die Äuglein wollen zufallen.
Zweiäuglein schläfst du? Das dritte Auge pulsiert an meiner Nasenwurzel. Jetzt
ist es die Nasenwurzel selbst, die wie eine schlecht gehend Uhr tickt. Die
Alphaposition ist schon umgefärbt und der Verlierer grinst. Ein Druck weht
heran und bläst durch die offenen Laboroberlichten. Die fünfzehn Söhne sollen
jetzt nicht ihre Mitarbeit anbieten, sie sind ganz falsch gewickelt. Ich
schwebe zur Parkgaragenauffahrt vom vorletzten Stock zum letzten. Mich dürstet.
Ich bin zu müde, um das Bett physikalisch zu verlassen. Ich brauche so viel
Erholung. Der Schock sitzt tief. Mein ganzes Leben war bloß ein Überlebenskampf
in der Fremde.
(15.4.2022)
©Peter Alois Rumpf April 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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