Samstag, 16. April 2022

2663 In der Fremde

 

Die Möwe neben mir schaukelt, zappelt, flattert und pendelt aufgeregt und beginnt sich dann zu beruhigen. Das Surren hat heute einen elektrisch inspirierten Grundton und schrille Obertöne. Das füllt den gesamten Hörraum. Ein bißchen wie Fieber, aber ohne Fieber. Die Äuglein wollen zufallen. Zweiäuglein schläfst du? Das dritte Auge pulsiert an meiner Nasenwurzel. Jetzt ist es die Nasenwurzel selbst, die wie eine schlecht gehend Uhr tickt. Die Alphaposition ist schon umgefärbt und der Verlierer grinst. Ein Druck weht heran und bläst durch die offenen Laboroberlichten. Die fünfzehn Söhne sollen jetzt nicht ihre Mitarbeit anbieten, sie sind ganz falsch gewickelt. Ich schwebe zur Parkgaragenauffahrt vom vorletzten Stock zum letzten. Mich dürstet. Ich bin zu müde, um das Bett physikalisch zu verlassen. Ich brauche so viel Erholung. Der Schock sitzt tief. Mein ganzes Leben war bloß ein Überlebenskampf in der Fremde.

 

(15.4.2022)

©Peter Alois Rumpf  April 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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