2657 Fromm
12:12. Sonnenlichtflecken an der Wand. Selbst an meinem
Pilotstift glitzert eine Stelle auf – wer weiß, wie oft das Licht hin und her
springen mußte, um diese Stelle zu erreichen. Am weißen Rand bei meinem
verwoatackelten Liebenden-Bild im Regal spiegelt sich auch ein schwaches,
trübes, gelbes Licht – ich vermute: der Schnabel des hölzernen Raben. Unten ist
es still geworden: die Tagis schlafen. Mein Blick fällt auf das Wandlungsbild,
das heute so transparent, leicht und rein und räumlich wirkt. Wirklich eine
tolle Welt, wirklich ein magisches Geschehen, die Farben hinreißend. Ein
unglaubliches Bild! Ich kann den Blick nicht mehr abwenden, den Blick, der ganz
tief in diese priesterliche Szene hineingeht. Verdammt und
Himmelherrgottnochmal! Bin ich jetzt wieder fromm! Nur durch den Blick auf die
Kopie eines kleinen Bildchens. Vielleicht ist mir ja vor Jahren eine echte
Ikone gelungen; ein Bildchen also, von dem irgendwelche Kräfte ausgehen
(vielleicht auch nicht). Wo ist eigentlich das Original? Ich ahne es. Es wäre
mir nun lieber, ich hätte es nicht verschenkt. Mein ewiges, beschissenes
Minderwertigkeitsgefühl verleitet mich immer wieder zu unangebrachter
Großzügigkeit bei möglicherweise den falschen Leuten. Sei's drum! Ich hoffe, wenigstens die Götter wissen, was sie tun.
(12.4.2022)
©Peter Alois Rumpf April 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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