2662 Heerführer in China
Ach ja! Als Heerführer im fernen China und gleich einige
Jahrhunderte vor unserer Zeit. Oh und in der Spezialeinheit zur Bewachung
seiner Göttlichkeit! Also sicher im Berg im ausgeklügelten Felsenversteck des
Großen Tyrannen, bei den zarten Vorhängen und Stofftüren, hinter denen der
Göttliche bei jeder seiner Bewegungen abgeschirmt wird, damit ihn ja niemand
sehe; wirklich schöne, kunstvolle, köstlichste, bezaubernde und filigrane
Textilien. Eigentlich ist deine Aufgabe nur, vor jedem Ruckeln und Zuckeln
seiner Unsterblichkeit das Licht abzudrehen, damit ihn auch jetzt – wie wäre es
möglich, dass jemand in solche Nähe käme! - niemand durch die Gazevorhänge sehen
kann. Also weit weg vom Gemetzel tief im vor äußeren Feinden praktisch sicheren
Felsversteck und noch dazu mit Electricity. Kurz gesagt: die haben elektrisches
Licht und die üblichen Lichtschalter. Keine schwere Aufgabe. Einfach: klick –
klack – Licht aus – Licht an.
Trotzdem sind meine Nerven angespannt bis zum Zerreißen.
Denn: keine Ahnung, wie die Schlacht da draußen steht und was da abgeht. Keine
Informationen. Klick, klack. Und wenn doch? Wenn die anderen doch die
zweitausendzweiundzwanzig Verteidigungswälle überrennen und die achtundsechzig
Verteidigungsheere besiegt sind? Dann bist auch du dran, Peter Alois Rumpft!
(Sic!) Noch im allerinnersten Verteidigungsring als an der Götterdämmerung
schuldiger Licht-ein-und-aus-Dreher. Und jetzt blähst du dich zu
menschheitsschicksäligen Größe auf: dein Leben schon verwirkt brichst du gleich
das größte Tabu: du plauderst den Großen Tyrannen an. Entschuldigst dich –
natürlich völlig sinnlos – für deine Frechheit, aber als
um-einen-Kopf-Kürzerer-in-spe behauptest du – und die Enthauptung wäre eine
große Gnade im Hinblick auf die üblichen Foltermethoden – ent“schuld“igst dich
(ha! Ha! Ha! Ha!) und sagst „Groß Stalin, wie lohoben dich“ und „Mao tse tung,
wan wan sung!“ - nein, das kennt er eh zur Genüge, nein: du plauderst ihn an
und weil ihm an der Spitze des Universums ur-fad ist, hört er dir zu (vgl. auch
Adolf Holl, „Wo Gott wohnt“). Ja, es scheint, er freut sich darüber,
angeplaudert zu werden. Denn bis die ganzen Verteidigungslinien überrannt sind,
dauert es noch. Ich erkläre ihm also, was aus meiner bescheidenen
Lebenserfahrung gesehen die Gründe für diese Niederlage – wir brauchen keine
beschönigende Flosklen mehr – sein könnten. Klassisch: zu viel Ressourcen und
Energie für Beweihräucherung und Hofschranzen, keine faktenbasierte Dossiers
der Spione Inland und Ausland, weil sie Angst vor dem Tyrannen haben, daher
falsche Information über Stimmung in Bevölkerung und Heer. Hat es Verräter
gegeben? - der Große Zampano will gewohnheitsmäßig gleich aufbrausen und die
ganze Welt vernichten – ich sage: „Moment! Moment! Sachte! Sachte! Mein Herr! Das könnt ihr immer noch machen, aber schaut hin, warum Verrat passiert ist,
damit Sie, Majestadat, Majestätt, Majestät, in sechshundert Jahren mit der neuen
Schöpfung nicht beim gleichen Problem landen werden. Also: warum? Wer hat so
viel Enttäuschung und Wut gegen Sie aufgebaut? Wessen Fähigkeiten und Talente
wurden verkannt, lächerlich gemacht und durften sich nicht entfalten? Lernen
Sie, wie fruchtbar Kooperation und Freundschaft sein können. Ich weiß, das
klingt jetzt … „Gleichwürdigkeit“ wird das in ein paar Jahrtausenden Jesper
Juul nennen. „Wer? Jesper wie? Was heißt Juul?“ „Ach, das erkläre ich Ihnen
später! Und vergessen sie nicht bei der Suche nach sogenannten Verrätern weder
ihre Leibwache, diese langen Burschen und auch nicht ihren von Kastraten streng
bewachten Harem!“ sage ich. Gleich wollte er gleich alle niedermetzeln lassen,
ich jedoch sage: „Gemach! Gemach! Denken sie an die vielen Freuden, die sie in
den Haremsgemächern genießen durften, oder haben sie das gar nicht genießen
können? Egal: Gab es in ihrem Harem vielleicht eine, die Ihnen und der sie
gerne zugehört haben? Die sie zum Beispiel auf Unregelmäßigkeiten in der
Verwaltung aufmerksam machen wollte? Die Ihnen interessante Vorschläge zur
Menschheitsentwicklung gemacht hat? Die sie aber nur in ihrer
All-Animal-triste-Trägheit und in der Gleichmut bei der Zigarette danach nicht
gleich mit dem Tode bestraft haben? Bleiben wir dabei: was ist, wenn diese Frau
von einer Sklavin zur Freundin werden könnte? Versuchen Sie es nur, sich das
einmal vorzustellen! Hm?!? Oida! Ich sag dir was: von Transzendenz verstehen
die Frauen viel mehr als wir beide zusammen! Wie fühlt sich das an? Ich sage
jetzt nichts. Nur das eine: bevor sie in ihrem Harem ein Massaker anrichten
lassen, vergessen Sie bei Ihrer Rekapitulation ihrer sexuellen Beziehungen auch
nicht ihre Jungs, die langen Lulatschs in ihrer Leibgarde! Leib-Garde! Der Name
sagt eh schon alles! Ich rate Ihnen nur, zuerst das gründlich zu bedenken,
bevor sie dreinschalgen. Dann schaut die Welt anders aus und wir schauen
weiter. Ich helf Ihnen. Freundchen! Wenn wir das nicht hinkriegen, gibt’s
wieder Krieg und du bist gleich einen Kopf kürzer.
Und ich bin aus dem Schneider? Will sagen: der Große Tyrann
hat mich nicht foltern und hinrichten lassen? Und du schwebst an seinen Adlern
vorbei? Oder? Echt jetzt? Freundchen! Träum weiter!
(13.4.2022)
©Peter Alois Rumpf April 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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