Mittwoch, 13. April 2022

2660 Noch

 

2:54 a.m. Schreib, schreib, schreib schnell, solange noch die Glut des niedergebrannten Feuers da ist, sonst leg dich hin – das ist auch gut. Nein, ich schreibe, es geht noch; noch ist alles in Bewegung, noch blitzt es auf, noch kann mein Blick ganze Büchertürme ins Rutschen und zum Einsturz bringen; noch höre ich Surren und Rauschen, noch spüre ich die Kälte auf der Haut unter meinem zerrissenem Pyjama, noch könnte ich jetzt aufstehen und ganz einfach das Fenster, dessen Flügel bald auseinander fallen wird, schließen. Noch. Noch blicke ich altersmilde lächelnd – ich weiß nicht: bin ich altersmilde zu mir? Wer wäre sonst da? Oder doch: ich lasse mich altersmilde herab, gütig über die Welt zu lächeln, wofür sie dankbar sein sollte? Oder wie? Oida! Aber es ist so, dass noch etwas vom weltverschiebendem Fluidum da ist. Noch ruckt und zuckt, noch ruckelt und zuckelt es unter der befriedeten Oberfläche – ich habe nichts gegen Frieden! Noch rauschen so Schatten und Wellen herum, verlieren sich, aber noch kann ich sie wahrnehmen. Ich brauch nur etwas länger wo hinshauen, dann kommen die Geister immer in – Gottlob! - oder wem was auch immer – Bewegung und beginnen zu tanzen. Aber müde sind sie auch schon. Noch warte ich eine kleine Weile, bis ich aufstehen und das Fenster schließen werde.

 

(13.4.2022)

©Peter Alois Rumpf  April 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite