2593 Auf dem Platz vor der Küche
In mir sitzt immer noch träumatisches Vibrieren und
bewegungsloses Zittern. Mein Blick ins Zimmer ist ganz blind; ich nehme nicht
mehr als vage Eindrücke wahr. Die frankophone Schweizerin vergrößert sich zur
Undeutlichkeit. Kaum eine Kontur, die nicht gleich verschwimmt oder
vershattert. Nur die oberste Reihe, die vier Bilder, bleiben klar. Und schön,
wie ich nach längerem Hinsehen bezeugen kann. Die Vibrationen in der
Leibesmitte sind noch da. Im Gebiß entsteht ein Ziehen. Im Surren höre ich eine
stark rauschende Komponente. Meine Seele wird scheuer. Mein rechtes Auge zuckt
unmerklich. Ich atme tief und brustpanzerauflösend ein; sofort spüre ich Tränen
hinter den Augen. Und sofort sind die abgewürgt. Dafür schnappe ich nun
regelrecht nach Luft. Jetzt kommen Müdigkeit und Schlaf zurück. Ich hatte mich
über die Frische nach drei Stunden Schlaf schon gewundert.
Ich schließe noch eher meditativ die Augen und schon
empfinde ich meinen Körper als amorphe Kugel, aus der nur die zwei Arme als
konturierte Tentakel herausragen und Notizbuch und Pilotstift festhalten. Das
Zentrum verschwimmt. Die Atemzüge dringen nicht in die Tiefe. Das Heben und
Senken der Bauchdecke spüre ich als würd' ich sie sehen. Dieser Atemzug jetzt
ging ganz hinunter. Ein Dalit hockt auf der Stiege vorm Geschäft. Er darf nicht
hinein. Meine Leibesmitte protestiert mit Knurren und Vibrieren. Vom dritten
Auge geht ein neuerlicher Schwall von Müdigkeit aus. Dreiäuglein, schläfst du?!
Mir kommt vor, die Anfangsszenerie hat etwas Homoerotisches. Aber nicht die
hier, sondern die eines herummeandernden Traumes, den ich noch gar nicht
geträumt habe. Das kommt mir sehr erstaunlich vor. Die neuerlichen Atemzüge
erreichen wieder nicht die wirkliche Tiefe. Mein Kopf sackt nach links ab, als
würde ich am Kreuz hocken. Mein Herz verkrampft sich. Ich dehne meine linke
Hand gegen den Herzinfarkt. Dann den ganzen Arm. Ich bin froh, dass mein Bett
weich ist und spüre meine Fußsohlen auf der Matratze. Dem Surren ist nun ein
verhaltenes Wasserrauschen beigemischt. Und draußen: ist das aufkommender Wind?
Das Vibrieren im inneren Energiekonglomerat wandert bis nach außen an die
Rückseite der Oberschenkel. Mein Kopf fällt wieder nach links. Undefinierbares
Rauschen im Lichtschacht. Meine Lippen vibrieren knapp an der
Wahrnehmungsschwelle, als würden sie ein Schweigegelübde brechen wollen.
Auf dem Platz vor der Küche.
(16.2.2022)
©Peter Alois Rumpf Februar 2022
peteraloisrumpf@gmail.com
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