Mittwoch, 16. Februar 2022

2593 Auf dem Platz vor der Küche

 

In mir sitzt immer noch träumatisches Vibrieren und bewegungsloses Zittern. Mein Blick ins Zimmer ist ganz blind; ich nehme nicht mehr als vage Eindrücke wahr. Die frankophone Schweizerin vergrößert sich zur Undeutlichkeit. Kaum eine Kontur, die nicht gleich verschwimmt oder vershattert. Nur die oberste Reihe, die vier Bilder, bleiben klar. Und schön, wie ich nach längerem Hinsehen bezeugen kann. Die Vibrationen in der Leibesmitte sind noch da. Im Gebiß entsteht ein Ziehen. Im Surren höre ich eine stark rauschende Komponente. Meine Seele wird scheuer. Mein rechtes Auge zuckt unmerklich. Ich atme tief und brustpanzerauflösend ein; sofort spüre ich Tränen hinter den Augen. Und sofort sind die abgewürgt. Dafür schnappe ich nun regelrecht nach Luft. Jetzt kommen Müdigkeit und Schlaf zurück. Ich hatte mich über die Frische nach drei Stunden Schlaf schon gewundert.

Ich schließe noch eher meditativ die Augen und schon empfinde ich meinen Körper als amorphe Kugel, aus der nur die zwei Arme als konturierte Tentakel herausragen und Notizbuch und Pilotstift festhalten. Das Zentrum verschwimmt. Die Atemzüge dringen nicht in die Tiefe. Das Heben und Senken der Bauchdecke spüre ich als würd' ich sie sehen. Dieser Atemzug jetzt ging ganz hinunter. Ein Dalit hockt auf der Stiege vorm Geschäft. Er darf nicht hinein. Meine Leibesmitte protestiert mit Knurren und Vibrieren. Vom dritten Auge geht ein neuerlicher Schwall von Müdigkeit aus. Dreiäuglein, schläfst du?! Mir kommt vor, die Anfangsszenerie hat etwas Homoerotisches. Aber nicht die hier, sondern die eines herummeandernden Traumes, den ich noch gar nicht geträumt habe. Das kommt mir sehr erstaunlich vor. Die neuerlichen Atemzüge erreichen wieder nicht die wirkliche Tiefe. Mein Kopf sackt nach links ab, als würde ich am Kreuz hocken. Mein Herz verkrampft sich. Ich dehne meine linke Hand gegen den Herzinfarkt. Dann den ganzen Arm. Ich bin froh, dass mein Bett weich ist und spüre meine Fußsohlen auf der Matratze. Dem Surren ist nun ein verhaltenes Wasserrauschen beigemischt. Und draußen: ist das aufkommender Wind? Das Vibrieren im inneren Energiekonglomerat wandert bis nach außen an die Rückseite der Oberschenkel. Mein Kopf fällt wieder nach links. Undefinierbares Rauschen im Lichtschacht. Meine Lippen vibrieren knapp an der Wahrnehmungsschwelle, als würden sie ein Schweigegelübde brechen wollen.

Auf dem Platz vor der Küche.

 

(16.2.2022)

©Peter Alois Rumpf  Februar 2022   peteraloisrumpf@gmail.com

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