Mittwoch, 29. Dezember 2021

2528 Alberto

 

Der Arbeiter von Marie-Louise von Motesiczky. Zum ersten Mal sehe ich den Schatten des Mannes und des Stuhls, auf dem er sitzt. Als flösse etwas von ihm weg; etwas Trübes. Ich weiß nicht, ob das gut oder schlecht ist oder einfach nicht zu bewerten. Sein Gesicht ist so freundlich und er lächelt; sein Umraum so exakt und scharf; die weiße – aber nicht ganz weiße – Wand hinter ihm so intensiv und bewegt. Ich trau mich hier nicht zu zeichnen; ich habe Zeichenheft und Bleistifte mit; der Saal wäre gerade menschenleer. Aber ich traue mich nicht; das Zeichnen ist mir nicht (mehr?) selbstverständlich. Die Konturen scharf, die Flächen lebendig. So hat die Malerin den Umraum gemalt. Ich gehe zum Bild hin und schaue mir die Augen des Arbeiters aus der Nähe an: ich kann weder in seinen Augen, noch überhaupt in seinem Gesicht irgendein Arg entdecken. Und der Schatten? Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht.

Ganz neu für mich: Pawel Filonow. Interessante Kompositionen.

Giacomettis Schatten sind so tief, seine Landschaft so, so … verstört.

Und Gauguins Bretonin ist wunderschön.

Neu für mich: Michela Ghisetti. Manche Bilder wirken plastisch, wie übereinandergelagert Landschaftskarten, Sternenhimmel im LSD-Rausch und Einschusslöcher, einmal im Sonnenlicht, einmal zur Nacht. Und erst der magische Teppich: Darstellung der Erinnerung aus einer seismographischen Erkundung der – anderen? - Welt. Der anderen Welt! Und die emotionalen Lichter – so zart.

Noël, Noël – habe erst jetzt das Zusammenspiel mit der Weihnachtszeit gebongt. Ja, da raste ich.

Bei Cecily Brown (warum denke ich immer, sie wäre eine Schwarze?) fühl ich mich wieder richtig wohl. Der Wiedererkennungseffekt? Kirsch? Perlen? Ist es ein bißchen orgiastisch? Ist es das? Der Hirsch ist auch nicht ohne.

Lassen wir's gut sein.

 

(28.12.2021)

 

©Peter Alois Rumpf  Dezember 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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