Mittwoch, 15. September 2021

2428 Dialog

 

Es war gegen Mitternacht, ich war hundemüde, aber eigentlich ist das noch nicht meine Schlafenszeit. „Soll ich mir noch eine Soko Wismar reinziehen?“ Ich stehe auf und gehe ins Bad. „Ach was!“ denke ich mir „in bin noch geschwächt von der Speiberei vor drei Tagen und ich bin müde. Ich gehe liegen. Ich kann ja noch in einem meiner Bücher aus dem Stapel der Ungelesenen neben dem Bett herumschnüffeln.“ Ich gehe also ins Bad, putze mir die Zähne etc, lege mich dann ins Bett, setze die Lesebrille auf, suche mir aus dem Stapel Erich Hackls „Am Seil“ heraus, richte die Pölster her, bringe die Lampe in die richtige Position, und sage zur Katze „komm ruhig!“ Ich beginne zu lesen, Frau Katz springt herauf, legt sich rechts von mir, ich streichle sie mit der rechten Hand, während ich mit der linken das Büchlein halte. Ich bin so ins Lesen vertieft, dass ich gar nicht merke, wie ich aufhöre, der Katze über den Pelz zu streichen, und auch nicht, dass sie sich dann am kleinen Teppich vorm Bett niedergelassen hat. Die Lektüre nimmt mich so gefangen – ich lese das Büchlein aus. Es ist gegen zwei Uhr. Ich stehe auf, weil ich aufs Klo muß. Auch Frau Katz steht auf und folgt mir ins Bad. Ich nehme an, sie hofft, dass ich mit ihr hinunter in die Küche gehe um sie zu füttern. Ich denke aber „nein, du müßtest noch genug Futter unten haben“. Als ich vom Klo zurückkomme, wartet sie schon auf der Stiege auf mich und redet mich an. Sie sagt: „komm! Gehen wir runter und gib mir noch was zu essen!“ Und das in einem klagenden Ton, denn sie weiß, dass ich es nicht vorhabe. Aber ich verwöhne meine Katze und lasse mich erweichen, manchmal denke ich sogar, sie geht nicht gern allein hinunter, weil sie sich im Dunkeln fürchtet (da muß ich jetzt selber laut lachen, sodaß mein Notizbuch, das auf meinem Bauch liegt, auf und ab hüpft). Oder weil sie möglicherweise auch in der Nacht fürchtet, dass Tageskinder unten hereinkommen könnten (dass sie heroben nicht hereinkommen, weiß sie). „Also gut, ich geh mit dir runter und schaue, ob genug Fressen da ist.“ Sie antwortet irgendwas, das ich nicht ganz versteh – irgendsoein Gebrumme und Gemaunze, vielleicht: „endlich hab ich ihn so weit“. Frau Katz sitzt jetzt auf der Treppe und versperrt mir den Weg. „Also was jetzt!“ sage ich etwas ungehalten „gemma jetzt oder was!“ und schüttle den Kopf „Gemma hoid obi!“ Darauf meckert sie zurück: „Reg' dich nicht gleich so auf! Zuerst muß man dich stundenlang (Katzen übertreiben gern) bearbeiten und dann soll's zack, zack gehen!“ (auf Kätzisch ist der Satz viel kürzer) und steigt vorsichtig und wachsam die Stufen hinunter, nicht ohne immer wieder stehen zu bleiben und die Umgebung zu checken, wobei ich dann immer sehr aufpassen muß, dass ich ihr nicht auf den Schwanz steige, besonders, wenn sie an einem Stiegenpfosten ihre Krallen schärft und aufgeregt den Schwanz hin und her bewegt, aber ich kann ihre Schwanzbewegungen schon recht gut vorausahnen.

 

(13./14.9.2021)

 

 ©Peter Alois Rumpf   September 2021   peteraloisrumpf@gmail.com

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