Donnerstag, 5. März 2020

1796 Die Bücherwand


Meine auch optisch geliebte Bücherwand, geschmückt wie die Leitkuh beim Almabtrieb – ich weiß, manche Vergleiche hinken nicht nur, sondern stolpern und dann prackts'es hin – die Freude meiner wachen Stunden im Bett! Geschmückt neuerdings mit vielen Kunstkarten – der innere puritanische Purist sagt: zu viel! - aber schon länger mit Figürchen aus Holz und Ton, leeren Joghurtgläsern mit Drehverschluß – früher habe ich darin Samen für meine nun verbotenen Blumenkisterl aufbewahrt – Klebebänderrollen verschiedenen Formates, eine große Schere, einen Vulkanstein vom Vesuv, eine leere Fiuggi-Mineralwasser-Flasche, daneben eine leere Schnapsflasche mit Bügelverschluß, zu drei Viertel mit jahrelang schon unbenütztem Weihwasser gefüllt, eine verstimmte, schwarze Ukulele, eine Rolle rot-weiß gedrehter Dokumentenspagat, ein kleines Bild aus Eigenproduktion, das ich zu faul war wegzuräumen, nachdem ich es mit einem zweiten dort aufgestellt hatte, um eines der beiden als Geschenk für eine Cousine auszuwählen.

Heute strahlt die im trüben Nebel untergehende Wintersonne besonders klar vom kleinen, eingerahmten Photo. Sind nicht auch Roßkastanien am Regal? Ich finde sie nicht. Vielleicht habe ich sie schon weggeschmissen.

„Alois Peter, Sohn des Emmerich, liebst du mich?“ „Jaja!“ „Weide meine Äuglein“
„Alois Peter, Sohn des Emmerich, liebst du mich?“ „Hmmmh“ „Weide meine Augen!“
„Alois Peter, Sohne des Emmerich und der Leopoldine, liebst du mich?“ Da wurde Peter traurig, weil er ihn zum drittenmal gefragt hatte. Er gab zur Antwort: „du weiß doch, daß ich ordentlich traumatisiert und schwer depressiv bin und über wenig Empathie verfüge! Woher nehmen, wenn nicht stehlen?! Aber die Augen, die weide ich gern und überall und täglich mindestens zweimal da an dieser Bücherwand!“


(Das Training, jedem Schmarrn eine besondere Bedeutung zuzuschreiben, aber so, daß die Bedeutung aus dem Schmarrn herausgeholt erscheint. Manche Bücher im Regal neigen dazu, mir recht zu geben.)










(5.3.2020)











©Peter Alois Rumpf,  März 2020  peteraloisrumpf@gmail.com


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