1672 „Rettet aussterbende Wörter“
Mach ich mich anheischig, der hauseigene Hofnarr oder
zumindest Kabarettist zu sein? Das schreibe ich jetzt hin, weil ich vor ein
paar Tagen auf der Seite der Facebookgruppe „Rettet aussterbende Wörter“ den
Eintrag „sich anheischig machen“ gelesen habe, mit der Bemerkung der Posterin,
daß dieses Wort auszusterben drohe, es aber um es nicht schade wäre (oder so
ähnlich). Ich mußte natürlich sogleich darauf behaupten, daß mir dieses Wort
gefalle – was ich bis zu diesem Zeitpunkt gar nicht wußte – und sofort
ankündigen, daß ich das Wort demnächst in einem Text verwenden werde – nicht
ohne mit dem Text-Verfassen ein wenig angeben zu versuchen (Oida! Auf der
Seite! Da tummeln sich doch die Schreiberinnen!), ja, ich habe regelrecht vor
meinem inneren Forum das Gelübde abgelegt, dieses furchtbare Wort zu retten,
und seit dem überlege ich mir halbwegs brauchbare Anwendungen für das Wort,
oder richtiger: die Wortgruppe.
Nun, das ist mein erster Versuch.
Also: mache ich mich anheischig, der hauseigene Hofnarr oder
Beziehungskabarettist zu sein?
Jetzt muß ich zugeben, daß ich mir gar nicht mehr so sicher
bin, die exakte Bedeutung dieses Wortes und ihres Anwendungsfeldes wirklich
zu kennen. Gut, das könnte mit jedem Wort passieren. Was weiß ich: nehmen
wir: ich. Das Wort ich. Wenn ich es länger meditiere und nur lang genug vor mir
stehen habe, weiß ich nicht mehr sicher, was es bedeutet und auch nicht mehr,
wer oder was ich bin. Trotzdem werde ich „anheischig“ nachschauen müssen. Aber
jetzt stehe ich nicht mehr auf. Ich habe gelüftet und im Zimmer ist es kalt.
Mir ist sogar im Bett kalt, besonders an den Füßen. Außerdem ist es nach
Mitternacht und ich will meine acht Stunden Schlaf. Schrammt mein erster
Anwendungsversuch am Bedeutungskern vorbei? - frage ich mich noch beim
Einschlafen.
(19./20.12.2019)
©Peter Alois Rumpf, Dezember 2019
peteraloisrumpf@gmail.com
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