Donnerstag, 19. Dezember 2019

1671 Der Geschirrspüler


Den Kopf nach vorne gekippt – Kinn bis zur Brust geht nicht – blicke ich in optischer (nicht optimistischer) Schlangenlinie über den Brillenrand bis zum Handtuch neben der Abwasch. Ich sitze nämlich – wer nämlich mit h schreibt ist dämlich – auf der Rückseite des Wohn- und Tageskinderwohnzimmers, das Handtuch hängt an der Rückseite der gegenüberliegenden Küche neben dem Türstock der offenen Badezimmertür. Würde ich bis ins Badezimmer hinein blicken wollen, wäre es optimal (nicht optimistisch), auf der Couch ein Stück weiter rechts zu sitzen.

Der Geschirrspüler dreht und spült in seinem beruhigenden Rhythmus – er hat schon kleine Unregelmäßigkeiten eingebaut – aber jetzt hält er inne, macht nun was anderes, wechselt vielleicht das Wasser, dann tut er anscheindend nichts, knackst, tut nichts. Denkt er nach? Macht er Pause? Zündet er sich eine an? Jetzt gurgelt er einmal, zweimal, knackst nocheinmal und still. Kein Laut.
Fertig ist er noch nicht. Höchstens mit den Nerven. Kaputt ist er auch nicht – da bin ich mir sicher! Das sagt mir der Hausverstand!

Vielleicht träumt er? Oder er schickt gerade seinen Traumkörper in anderen Dimensionen herum? Sagen wir … in der fünften (The 5th Dimension, beim Aquarius), das wäre die dritte Welt von unten gezählt (oder von oben? So gut kenn ich mich nicht aus!).

Jetzt sagt er: „tock!“ Zumindest habe ich es so verstanden. Und still ist er, der Geschirrspüler.

Vielleicht meditiert er und sammelt seine Kräfte für die nächste Runde. Nimmt sozusagen Anlauf für sein nächstes Manöver. Oder geht im Geist seinen Parcours durch wie der Marcel Hirscher den zweiten Slalomdurchgang.

Nichts.

Das dauert.

Jetzt geh ich besser nachschauen.

Er startet wieder mit Brummen und Burren, und surrt fast schon so gut wie mein Innenohr (oder Kopf? Keine Ahnung, wo mein Surren sitzt!) Ich vermute trocknen. Er trocknet jetzt das Geschirr ab.  Bevor er auf blöde Gedanken kommt und mich um Mithilfe angeht, lauf ich lieber hinauf und verstecke mich hinter meinem Laptop und im Internet.










(19.12.2019)











©Peter Alois Rumpf,  Dezember 2019  peteraloisrumpf@gmail.com

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